Die Band

Die Rhythmen und Melodien der Kapverdischen Inseln sind aus den internationalen Weltmusik-Ranglisten nicht mehr wegzudenken. Die noch immer überaus aktive kapverdianische Diva Cesaria Evora begeistert seit Jahren das internationale Musikpublikum. Schon tritt die nächste und übernächste Generation in ihre Fußstapfen. Auch sie bringt jene unvergleichliche Musikalität mit, wie sie nur in einem spielerischen und musikbesessenen Umfeld entstehen kann.

In Calheta de São Miguel, direkt an der Atlantikküste, ist der Einfluss der Naturgewalten allgegenwärtig. Das Rauschen des Atlantiks, die frischen Brisen und die nahen Bergketten schlagen sich unmittelbar im musikalischen Schaffen der zahlreichen Gruppen nieder.

Die junge 10-köpfige Gruppe „Unidos de Calheta“ präsentiert lokale Musiktraditionen wie Funana, Coladera, Morna in Verbindung mit Tanz in neuem Gewand mit natürlichem Charme und enormen Elan. Allesamt strahlen die Mitglieder pure Freude an der Musik aus, wo und wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet.
So stellen sie auf ihrem ersten Europagastspiel erstmals in Österreich auch die Tradition der Batuca vor. Eine Sängerin oder ein Sänger erzählt Geschichten, Neuigkeiten oder sonstige Lebensweisheiten, die der Chor der Trommler/innen (Finacon) wiederholt. Tänzer/innen unterstreichen das Gesungene. Als Trommel dient ein mit Stoffresten und Kleidungsstücken vollgestopfter Plastiksack, der während der Darbietung mit den Oberschenkeln fest gehalten wird. Der rasante Funaná übt harsche Gesellschaftskritik und war lange Zeit auf öffentlichen Plätzen verboten. Nun ist dieser Stil, der mit einer diatonischen Harmonika und einem flachen Eisenstab (Ferro), der mit einem Messer als Perkussion gerieben wird, äußerst populär. Die „Unidos de Calheta“ werden diese und noch andere Musikstile der Kapverdischen Inseln präsentieren .

Die „Unidos de Calheta“ fanden anlässlich eines Audio-Workshops zusammen, den der österreichische Toningenieur Jürgen Christoph Granser im März 2005 im Rahmen eines EZA-Projektes im Zentrum von Calheta abhielt. Seit mehr als drei Jahren bietet nun ein Stück für Stück erweitertes Tonstudio für lokale Musiker die Möglichkeit, ihre Lieder und Kompositionen selbst aufzunehmen und zu produzieren. Basis dieses Engagement ist der seit 20 Jahren wirkenden Verein „Städtepartnerschaft Calheta – Deutsch-Wagram“, der in verschiedensten Bereichen mit kommunalen Einrichtungen kooperiert.

Besetzung
  • Joao Lucas Gomes Furtado (dr)
  • Marlene Gomez Vaz (voc, tanz)
  • Cesaltina Pereira Gomes (voc, tanz)
  • Joaquim Lopes Tavres (git)
  • Joana Lopes dos Santos (voc, tanz)
  • Angelo de Nascimento Gomes Lopes (bass)
  • Feleciano Mende Correia (voc, gaita)
  • Ivanilda Lopes Pereira (voc, batucadeira)
  • Salvador Lopes Da Cruz (keyboard)
  • Ivaldino Tavares Fernandes (voc, batucadeiro)

 

Die Musik

Die Formation „Unidos de Calheta & Batuca“ hat sich in der Gegend um die kleine Ortschaft Calheta auf der Insel Santiago gebildet. Eine fünfköpfige Musik- und Gesangsgruppe hat sich mit vier „Batucadeiras“ (Trommeln, Gesang, Tanz) zusammengeschlossen. Ein auch für die afro-karibische Musiktradition einzigartiger, traditionell kapverdianischer Stil stellt ihre musikalische Basis dar. Die schlagenden Rhythmen des Funana und des Batuca haben ihren Ursprung in der Kultur der Badyos, der entflohenen Sklaven auf der Insel Santiago.

Funana wird traditionell nur mit Ferrinho (Winkeleisen und Küchenmesser) und Gaita (Ziehharmonika) instrumentell begleitet. In die raschen Rhythmen werden alle Belange des Lebens, mittlerweile auch die der modernen kapverdianischen Jugend, musikalisch verpackt. Funana erinnert irgendwo an Cajun, doch ist er weit beschwingter, weit fröhlicher, auch wenn die Texte teils ätzende Gesellschaftskritik beinhalten. „Unidos de Calheta & Batuca“ beherrschen diese traditionelle Musik, pur genauso wie aufgepeppt mit zusätzlichen Instrumenten. Funana ist jetzt Alltagsmusik auf Santiago, die nun endlich auch den Sprung nach Europa schafft. Noch vor nicht allzu langer Zeit durfte diese Musik allerdings in Cabo Verde nicht öffentlich gespielt werden, den Machthabern war die musikalisch dargebrachte Gesellschaftskritik ein Dorn im Auge.

Batuca entspringt ebenso der Kultur der Badyos. Traditionell ist es eine reine Frauenmusik, die jedes Mädchen auf Santiago von klein auf lernt. Im Kreise einiger impulsiv trommelnden Frauen werden Geschichten des Alltags, besonders des Frauenalltags in den Dörfern erzählt. Batuca ist Ausdruck eines matriarchalischen Weltbildes, das sich auch im Zuge der Versklavung bei den Kapverdianern etabliert hat. Einzigartig ist der Hüftschwung der Batucadeiras, unglaublich rasche Bewegungen aus der Hüfte zum treibenden Beat der Trommlerinnen. Aufreizend exotisch und auch erotisch mutet es uns an, für die Künstlerinnen ist es ihre gelebte Tradition. Batuca ist auch Symbol praktizierten Miteinanders der Generationen auf Santiago. Die jungen Mädchen sind stolz, von einer alten Meisterin in diese Kunst eingeführt zu werden. Oft treten beim Batuca drei oder gar vier Generationen von Künstlerinnen aus einer Familie gemeinsam auf.

Garantiert wird, dass kein Konzertbesucher bei diesen mitreißenden Rhythmen ruhig sitzen bleiben kann! Der Konzertsaal wird zum brodelnden Kessel der Emotionen, getrieben durch die eindringlichen Klänge einer einzigartigen Kultur!