Fogo 2014

Chronologie eines Vulkanausbruchs

Seit Sonntag, dem 23. November 2014, ca. 10:00 Uhr Ortszeit spuckt der Pico do Fogo wieder Lava. Der Eruption waren starke Erdstöße in der vergangenen Nacht sowie ein weitres starkes Beben vormittags um etwa 9:00 Uhr vorausgegangen. Der Ausbruch erfolgte in der selben Gegend wie der des Jahres 1995. Den staatlichen Medien zufolge wälzt sich der Lavastrom gegen Süden. Er hat bereits die gepflasterte Zufahrtsstrassse in die Caldeira blockiert sowie die Telefonleitung zerstört. Eine Ausweitung der Aktivität Richtung Norden = in Richtung zur Ortschaft wird befürchtet.

Die Evakuierung von Cha das Caldeiras wurde angeordnet. Sie erfolgt teils mit Autos über die alte Piste am Rand der Caldeira, teils zu Fuß über den steilen Weg hinunter nach Mosteiros. Letzterer ist nach dem Regen (derzeit ist Regenzeit) rutschig und damit nicht ungefährlich. In Mosteiros wurde in einer Schule eine erste Notunterkunft eingerichtet. Auch stehen die Notunterkünfte, die beim Ausbruch 1995 errichtet wurden, bereit, die evakuierten Personen aufzunehmen.

Am Nachmittag des 23.11. nimmt die seismische Aktivität zu. Wurde zunächst noch auf einen ruhigen Ausbruch gehofft, so zeichnet sich nun ab, dass die Eruption schwerer werden könnte als jene von 1995. Der Lavastrom teilt sich in zwei Zungen. Eine fließt in Richtung Cova Tina und bedroht die Ausweichstrasse. Der andere Strom wälzt sich in Richtung der Ortschaft Cha das Caldeiras.

Trotz der beträchtlichen Gefahr sind keineswegs alle Bewohner von Cha das Caldeiras bereit, ihre Häuser zu verlassen, nicht zuletzt aus Angst vor Plünderern. Rund 200 bis 300 Personen verbringen die Nacht in Cha das Caldeiras.

Klaus und Gerda sind derzeit in Cabo Verdo und wollten eigentlich auch ihre Freunde in Cha das Caldeiras besuchen. Erste Gerüchte über den Ausbruch erreichten sie am Vormittag des 23.11. in Praia.

In den frühen Morgenstunden des 24.11. ist der Lavastrom etwa 500 Meter in Richtung Cova Tina vorgerückt. In diesem Bereich befinden sich landwirtschaftliche Flächen, die beim Ausbruch von 1995 von den Lavamassen verschont geblieben sind.

Mit Unterstützung der Zivilschutzbehörde wird die Evakuierung vorangetrieben. Zivilschutzbehörde und Rotes Kreuz bringen erste Hilfslieferungen (Zelte, Matratzen etc.) auf die Insel. Die Evakuierung der im Krater verbliebenen Bevölkerung wird schwieriger, da in der Nacht gegen 23:00 Uhr die Ausweichroute teilweise blockiert wurde. Damit ist Cha das Caldeiras von der Umwelt abgeschnitten und kann nur noch zu Fuss erreicht werden.

Am Vormittag zeichnet sich ab, dass dieser Ausbruch schwerwiegender sein könnte als jener des Jahres 1995. Eine Ausweitung vulkanischen Aktivität auf die nördlichen Teile des Kraters wird befürchtet. Erste Vergleiche mit 1951 werden gezogen. Für die Ortschaften Mosteiros und Santa Catarina besteht ernste Gefahr, von den Lavamassen erreicht zu werden.

Trotz der Sperre durch die Behörden befinden sich weiterhin rund 300 Personen in Cha das Caldeiras. Inzwischen wälzt sich ein Lavastrom aus das erst im März eröffnete Naturparkzentrum zu. Sollte er in gleicher Geschwindigkeit wie bisher vorrücken, wird er in wenigen Tagen die Ortschaft erreicht haben. Dieser Lavastrom spaltet sich im Laufe des Tages in zwei Zungen, deren eine auf das Naturparkhaus, der andere auf die Ortschaft selbst zuhält. In den Nachmittagsstunden verschärft sich die Situation. Die Lavaströme stehen nun nahe vor dem Naturparkhaus bzw. der Ortschaft. Das Naturparkhaus wird in den späten Nachmittagsstunden erreicht. Doch noch bevor die Lava es überdecken kann, wurde das Haus von »Plündereren« völlig leergeräumt und zerstört.

Im Laufe des Tages kommt ein Team der Universität von Cabo Verde nach Fogo, um den Ausbruch wissenschaftlich zu dokumentieren. Seit 2007 steht der Vulkan unter intensiver Beobachtung. Zwischen März und August wurde dabei eine deutliche Zunahme der CO2-Emissionen festgestellt. Dies wurde zwar als klares Vorzeichen für eine bevorstehende Eruption gewertet, erlaubte aber keine Vorhersagen über Zeitpunkt und Intensität. Das Verhältnis zwischen Lava und Gas legt nahe, dass dieser Ausbruch schwerwiegender sein wird als jener von 1995. Auch die seismische Aktivität ist stärker. Die Intensität des Ausbruchs wird im Laufe des Tages mehrfach hinaufgestuft, bis mit 5 die höchste Stufe erreicht ist. Im Nationalen Institut für Meteorologie und Geophysik wird überlegt, eine Evakuierung der gesamten Ostküste zwischen Mosteiros und Santa Catarina zu empfehlen.

Naturgemäß kann das Nationale Institut für Meteorologie und Geophysik keine Aussage machen, wie lange die Eruption anhalten wird. Die Aktivität wird enden, sobald die Magmenkammer so weit entleert ist, dass kein Material mehr die Oberfläche erreicht. Die früheren Ausbrüche dauerten im Schnitt 1 bis 2 Monate.

Klaus und Gerda wollen am Nachmittag mit Schnellfähre auf die Insel Fogo gelangen, um sich dort vor Ort ein Bild der Situation zu machen. Per SMS teilt Klaus mit, dass sich Audilia und José Fernandes Montrond immer noch in ihrem (und seinem) Haus in Cha das Caldeiras befinden.

Um 21:30 Uhr (= 19:30 Uhr Ortszeit) meldet Klaus per SMS: „Zentrum des Naturparks am Eingang von Portela schon teilweise zerstört. Stromausfall auf der ganzen Insel. Nahrung für Evakuierte wird knapp – internationale Hilfe nötig.“

Bereits am Vorabend erklärte Innenministerin Marisa Morais, dass die Evakuierung bereits am Sonntag weitgehend abgeschlossen war und sich nur noch weniger als 70 Personen in der Caldeira befanden. Am Montag jedoch kamen viele Leute zurück. Polizei und Zivilschutz sollten Einwohner und Schaulustige aus dem Krater fernhalten. Der Minister kündigte an, dass notfalls auch Gewalt angewendet wird, um Caldeira und Ortschaft zu räumen. Gesundheitliche Schäden drohen vor allem durch die vulkanischen Gase. Marisa Morais versprach auch ein Not-Schulprogramm für die Kinder. In den 19:00 Uhr Nachrichten (Lokalzeit) wurde verlautbart, dass die Caldeira geräumt sei und sich nur noch Sicherheitsleute und Naturpark-Mitarbeiter in der Gefahrenzone aufhalten. Eine erste Zählung ergibt, dass sich weniger als die Hälfte der Bewohner von Cha das Caldeiras in den drei Notlagern aufhalten. Die Mehrheit hat bei Familienangehörigen Unterkunft gefunden. Im Laufe des Tages soll ein Konzept für die dauerhafte Unterbringung der Evakuierten erarbeitet werden. Zumindest im Lager Achada Furna sind Matratzen und Nahrungsmittel eingetroffen. In einer anderen Meldung klingt an, dass die Versorgung der Evakuierten in Mosteiros bislang nicht gewährleistet ist. Gegen Abend ist definitiv von Unterversorgung die Rede.

Erste Schadensschätzungen erwähnen mehr als 100.000 Liter Wein, die in den Kellern der Kooperative lagern und die eine wichtige Einnahmequelle für die Bevölkerung dargestellt hätten. Bereits jetzt lässt sich sagen, dass ein Großteil der Ernte verloren ist und dass wertvolle Landwirtschaftsflächen vernichtet werden. Manche Leute, die trotz der Absperrung nach Cha das Caldeiras kommen, versuchen wenigstens einen Teil der Ernte zu retten.

In der Zwischenzeit arbeitet CVTelecom daran, die Kommunikation innerhalb der Caldeira wiederherzustellen, nachdem die Glasfaserleitungen durch die Lava zerstört worden waren. Durch die Errichtung einer neuen Funkantenne ist die Kommunikation mit Cha das Caldeiras am Nachmittag/ Abend wieder möglich.

Die Regierung bildet einen Krisenstab, der die Hilfsmassnahmen koordinieren und Versorgung mit Wasser und Nahrungsmitteln sowie die ärztliche Betreuung sicherstellen soll. Für den Fall, dass Cha das Caldeiras komplett zerstört werden sollte, erwägt die Regierung, an anderer Stelle für die Bewohner eine komplett neue Siedlung zu errichten.

Ab heute sollen auch ausländische Vulkanologen in das Monitoring und die Dokumentation des Ausbruchs eingebunden werden. Die Zerstörung des Naturparkhauses wird bestätigt. Der Innenminister betont, dass maximal 5% der Naturparkhauses von der Lava zerstört wurde. Einen weitaus größeren Schaden haben Plünderer verursacht. Die Lavamassen bewegen sich mit 25 Metern pro Stunde auf die Ortschaft zu. Die Rauchsäule hat eine Höhe von 10.000 bis 11.000 Metern erreicht und stellt eine ersthafte Bedrohung für die Zivilluftfahrt dar. Der Flugverkehr zur Insel wurde eingestellt. In São Filipe soll eine Station zur Beobachtung der vulkanischen Gase eingerichtet werden.

Um die Mittagszeit wird verlautbart, dass der südliche Lavastrom zum Stillstand gekommen ist. Der nördliche wälzt sich weiter auf Portela zu. Um 11:00 Uhr sind bereits 10 Häuser zerstört, und die Lava steht 50 Meter vor der zentralen Zisterne. Durch den Stillstand der Lava im Süden besteht Hoffnung, zumindest die Strasse nach Cova Tina wiederherstellen zu können.

José Fernandes hat die Pension »Monte Amarelo« (= das Haus von Klaus) den Sicherheits- und Ordnungskräften zur Verfügung gestellt und versorgt diese mit Lebensmitteln. Zu diesem Zeitpunkt ist der Lavastrom noch rund 350 Meter vom Haus entfernt.

Am Nachmittag des 25.11. vermindert sich die Aktivität des Vulkans und damit auch die Geschwindigkeit des Lavastroms. Dennoch erscheint es als unausweichlich, dass Cha das Caldeiras von den Lavamassen zerstört wird. Dem Wunsch der Einwohner, möglichst viel ihres Besitzes zu retten, steht der Befehl der Behörden gegenüber, niemanden in die Caldeira zu lassen. Auch José räumt das Haus und bringt die Möbel auf den benachbarten Hügel. Klaus und Gerda sind in der Caldeira.

Die Weinkooperative hat begonnen, zumindest den Flaschenwein an eine etwas sicherere Stelle im Ortsteil Bangaeira zu verlagern. Eine Möglichkeit, den Wein in den Tanks zu retten, wäre, ihn in Fässer auf dem nahen Hügel Monte Amarelo zu pumpen.

Später am Nachmittag teilt der Geophysiker Bruno Faria mit, dass eine neue Phase des Ausbruchs eingetreten ist: Anstelle von Lava werden nun in erster Line vulkanische Bomben, Lapilli und Asche ausgeworfen. Damit kann auch der Lavastrom zum Stillstand kommen.

Was bereits am Vortag mehrfach angeklungen ist, wird nun deutlich ausgesprochen: Der Staat Cabo Verde verfügt nicht über die nötigen Mittel, den vom Vulkan Vertriebenen angemessen zu helfen, weder sofort, noch bei den Spätfolgen. Der Wieder-/ Neuaufbau des Orts ist aus dem ordentlichen Budget nicht finanzierbar, und die Regierung hofft auf internationale Hilfe.

Um seine Solidarität mit den Opfern zu demonstrieren und sich gleichzeitig persönlich ein Bild von der Katastrophe zu machen, kommt Premierminister José Maria Neves auf die Insel. Er trifft sich dort mit den Bürgermeistern der drei Gemeinden und dem Krisenstab und möchte am Nachmittag die drei Auffanglager für die Flüchtlinge besuchen. Auch der Präsident Republik, Jorge Carlos Fonseca möchte seine Solidarität durch einen Besuch ausdrücken. Zwischen den Zeilen der Agentur-Meldungen ist zu lesen, dass die Versorgung der Lager mit Wasser und Nahrung, Energie sowie Medikamenten und medizinischen Bedarfsartikeln noch immer nicht gesichert ist.

Die effusive Aktivität hat sehr stark abgenommen, und es dominieren explosive Eruptionen. Damit steigt allerdings auch die Gefahr durch giftige Gase. Klaus bestätigt per SMS, dass der Lavastrom vor Portela mehr oder weniger zum Stillstand gekommen ist. Ob damit die Gefahr abgewendet ist, oder ob dies nur eine Verzögerung darstellt, werden die nächsten Tage zeigen.

Am Vormittag kann die Verbindungspiste nach Cha das Caldeiras provisorisch wiederhergestellt werden. Dies ermöglicht den Abtransport von Möbeln und Hausrat aus den gefährdeten Häusern. Am Nachmittag wird begonnen, auch von Norden eine Strasse in den Krater zu errichten.

Sind auch die übrigen Maßnahmen teilweise unkoordiniert – eines hat funktioniert: Für den Besuch des Premierministers wird das Gebiet grossräumig gesperrt. Nur wenige, ausgewählte Journalisten werden zugelassen. Weder Hilfsmannschaften noch Ärzte durften die Caldeira betreten. In einer Pressekonferenz betont der Premierminister die Notwendigkeit, den Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. In den kommenden Tagen wird der Krisenstab einen Plan erarbeiten, wie und wo die Bewohner von Cha das Caldeiras eine dauerhafte Bleibe finden können. Er verspricht, die Stromversorgung auf der Insel möglichst rasch wiederherzustellen, und stellt die Ankunft von Hilfsgütern innerhalb der kommenden drei Tage in Aussicht. Doch im Grunde sind diese Beteuerungen nur Ablenkungsmanöver, um das wichtigste Faktum zu überdecken: Es gibt keinen Notfallplan, und die Behörden sind mit der Situation schlicht überfordert.

Auch sonst ist die Rolle der Sicherheitskräfte unklar. Auf der einen Seite haben sie die Aufgabe, jeden am Betreten der Caldeira zu hindern – nicht zuletzt, um Plünderungen zu hintanzuhalten. Auf der anderen Seite sollen sie der Bevölkerung von Cha das Caldeiras bei der Rettung ihrer Habseligkeiten helfen – was zwangsweise voraussetzt, dass diese Leute im Ort anwesend sind. Denn die einzige Möglichkeit, den Besitz der Bewohner zu schützen (was laut Premierminister eine vorrangige Aufgabe ist), bestaht darin, alle beweglichen Güter aus der Gefahrenzone zu entfernen.

In den Notlagern treffen weitere Hilfslieferungen ein – Hilfsgüter, die Leuten in Cha das Caldeiras nicht zugute kommen, weil sie »aus Sicherheitsgründen« gar nicht dort sein dürften.

Der Lavastrom ist leider nicht völlig zum Stillstand gekommen. Im Laufe des Tages werden die ersten Häuser erreicht. Sofern der derzeitige Trend anhält, wird der von Nos ku Nhos renovierte Sanitätsposten morgen Vormittag den Lavamassen zum Opfer fallen – ebenso wie beiden Kirchen, die Wein-Kooperative, mehrere Geschäfte sowie Privathäuser. Mehr als 100 Personen versuchen bis dahin zu retten, was noch zu retten ist. Türen und Fenster werden demontiert und auf den Monte Amarelo getragen, wo schon Möbel und Vieh warten – Ein Wettlauf gegen die Zeit, mit unsicherem Ausgang. In den Abendstunden nimmt die Intensität der Eruption wieder zu. Dennoch besteht Hoffnung, möglichst viele Güter über die provisorisch wiederhergestellte Piste abtransportieren zu können.

Cha das Caldeiras scheint nicht mehr zu retten. Der Vulkan spuckt mehr als je zuvor, sowohl Lava, als auch vulkanische Bomben – erstmals in bedenklicher Grösse. Im Telefonat um die Mittagszeit bezeichnet Klaus diese Aktivität als bedrohlich. Die Piste ist wieder verlegt, und es ist fraglich ob und wann sie unter den derzeitigen Bedingungen wiederhergestellt werden kann. Zudem ist sie stellenweise durch defekte Fahrzeuge blockiert. Viel zu wenige Fahrzeuge stehen zur Verfügung, und Benzin und Diesel sind Mangelware.

Im Ort wird weiterhin versucht, möglichst viel zu retten, und dies unter bedenklichsten Bedingungen. Ein günstiger Wind hält zumindest die vulkanischen Gase ab. Aber es gibt kaum Wasser und Nahrung – weder für die Bewohner, noch für die Militärs. Die verbliebenen Tiere werden geschlachtet, um wenigstens ein Minimum an Nahrung zu bekommen. Wenige Polizisten und Militärs helfen, die übrigen behindern zumindest die Arbeit nicht. Sie sollten das Eigentum der Bewohner sichern, haben aber nicht die nötige Ausrüstung, um dies zu bewerkstelligen – auch wenn die Politiker anderes behaupten. Offiziell ist Cha das Caldeiras menschenleer, realiter befinden sich aber mehr als 100 Personen dort im verzweifelten Kampf gegen die Zeit.

Die Arbeiten konzentrieren sich auf Portela. Doch auch Bangaeira ist gefährdet. Ab etwa der Schule fällt das Gelände leicht ab, und hinunter nach Bangaeira führt ein etwas steilerer Hang – eine Topographie, die den Lavastrom wieder beschleunigen wird. Auch dort hat der Strom keine andere Möglichkeit, als sich durch den Ort zu wälzen. Rund 100 Hektar landwirtschaftliche Fläche sind bereits jetzt von der Lava überdeckt.

In der Mittagszeit rechnen Experten damit, dass Portela in den kommenden Stunden zerstört wird. Die Lava fliesst jetzt aus drei Öffnungen, und die seismische Aktivität legt nahe, dass reichlich Nachschub bereit steht.

Die angekündigte Station zur Beobachtung der vulkanischen Gase nimmt ihren Betreib auf. Kapverdische Studenten, die sich an auswärtigen Universitäten mit Vulkanologie beschäftigen, sind zurückgekehrt helfen und den Experten von den Kanaren bei der wissenschaftlichen Dokumentation des Ausbruchs. Vulkanologen der Universidade de Cabo Verde bestätigen die Zunahme der Intensität und Änderungen in der Qualität des Ausbruchs.

Der Premierminister kündigt internationale Hilfe an. Die Aussagen ähneln jenen am ersten Tag des Ausbruchs: Er wird alles in seiner Macht stehende unternehmen, um die Bevölkerung zu schützen, die Versorgung der Lager verbessen, sich um die Schulkinder kümmern, etc. Was »übersetzt« wohl bedeutet: Es ist bisher kaum etwas geschehen. Etwas später muss auch der Premierminister zugeben, dass Cha das Caldeiras wohl vollständig vernichtet werden wird.

Am frühen Nachmittag bestätigt eine Pressemeldung, dass die Bewohner des Ortes weiterhin alles nur Mögliche unternehmen, um möglichst viel zu retten. Sie beklagen sich über die mangelnde Kooperation der Militärs, die nur untätig herumsitzen anstatt zu helfen. Militärsprecher geben dazu keine Stellungnahme ab: Sie haben dafür keine Erlaubnis.

Die Piste soll wieder befahrbar sein, und die Behörden rufen die Bevölkerung der gesamten Insel auf, ihre Fahrzeuge zum Abtransport von Möbeln etc. zur Verfügung zu stellen. Die Piste bleibt nur kurze Zeit offen. Große Sorge gilt weiterhin dem Wein in den Tanks, die nicht transportierbar sind.

Dem gegenüber steht die Meldung, dass die Gase eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit darstellen. Der Bevölkerung von Sao Filipe wird geraten, Schutzmasken zu tragen. Aber nicht einmal für die Sicherheitskräfte stehen Masken zur Verfügung. Wieder einmal wird beteuert, dass Cha das Caldeiras vollständig evakuiert sei.

Ist es nur ein Aufschub, oder ist es die ersehnte Wende? Der Lavastrom ist knapp vor Portela zum Stillstand gekommen. Der Vulkan fördert nun dünnflüssige Lava, die in den Porenraum im Blockwerk eindringen kann. Dadurch vermindert sich der Schub von hinten. Seit dem Vorabend etwa ab 20:30 ist statt dessen die südliche Lavazunge wieder stärker aktiv. Sie bedroht weniger Häuser, verschlingt aber wertvolle Landwirtschaftsflächen für den Anbau von Kongobohnen und Früchten.

Seit der Veröffentlichung eines Notfallplans durch die Nationale Polizei funktioniert offenbar auch die Räumung der Gefahrenzone besser. Lastwagen stehen zur Verfügung, und Treibstoff wird gratis abgegeben. Die Ersatzpiste ist lange genug frei, um den Abtransport der Güter voranzutreiben. Aller Hausrat aus der Casa Monte Amarelo sowie die Einrichtung des Sanitätspostens können am Freitag Vormittag aus der Caldeira gebracht werden, teilt Klaus per SMS mit. Auch der Flaschenwein der Kooperative wurde in der vergangen Nacht aus der Gefahrenzone abtransportiert. Die Solarpaneele und die Einrichtung des Naturparkhauses folgen am Freitag. Wieder einmal wird verlautbart, dass die Evakuierung im Laufe der Tages endgültig abgeschlossen sein wird. .

Mittlerweile ist ein Team der Universität von Las Palmas (Kanarische Inseln) auf Fogo eingetroffen, um die Auswirkungen des Vulkanausbruchs auf den Naturpark zu evaluieren.

Die vulkanischen Gase sowie der feine Staub sind ein ungelöstes Problem. Einerseits wird empfohlen, zum Schutz der Atemwege Masken zu tragen, andererseits sind offenbar nicht genügend Masken verfügbar.

Glaubt man den Pressemeldungen, so findet auch das Leben in den Notunterkünften in geordnete Bahnen. Auch Menschen, die bei Verwandten oder Freunden ein Notquartier gefunden haben, sollen in den Genuss von Hilfslieferungen kommen, müssen dafür aber erst gefunden und registriert werden. In den drei Lagern befinden sich derzeit 635 Personen. Internationale Hilfslieferungen treffen ein. Nur noch dreissig Einwohner halten sich am Abend in Cha das Caldeiras auf, in erster Linie Hirten, die sich um ihre Ziegen kümmern. Auch sie solle den Ort verlassen. Der Zugang zu Caldeira soll nun endgültig gesperrt werden. Lediglich Vulkanologen und Zivilschutzkräfte sollen dieses Gebiet betreten dürfen, sowie registrierte Hirten, um ihr Vieh zu füttern.

Der Geophysiker Bruno Faria vom Nationalen Institut für Meteorologie und Geophysik erwähnt erstmals vorsichtig die Möglichkeit, dass der Ort doch vor der Vernichtung verschont werden könnte. Der Vulkan fördert kaum noch Lava, sondern hat sich auf den Auswurf von pyroklastischem Material (Aschen und Lapilli) und den Ausstoss von Gasen verlegt. Die seismische Aktivität hat abgenommen. Ohne Druck von hinten und ohne Nachschub von neuem Material kann die Lavazunge zu einem starren Block erkalten – was einige Zeit dauert: Einen Kilometer vom Krater entfernt hat sie eine Temperatur von 1000 Grad, und vor Portela ist sie immer noch 800 Grad heiss. Doch es ist bei weitem zu früh für allzu optimistische Prognosen. Der Vulkan kann noch etliche weitere Wochen aktiv bleiben, und der Stil der Eruption kann sich täglich ändern.

Das Vieh von Jose wird zu Fuss hinunter nach Mosteiros gebracht. Der junge Wein von Cha das Caldeiras lagert weiterhin in den Fässern der Kooperative. Inzwischen hat ein anderer Weinproduzent der Insel angeboten, den Wein in dessen Keller in Monte Barro bei Sao Filipe zu transferieren.

Die Nationale Polizei gibt bekannt, dass das Naturparkhaus – entgegen ersten Meldungen – nicht geplündert wurde. Was wie Diebstahl aussah, waren unkoordinierte Versuche, das Inventar zu retten, mit unzulänglichem Werkzeug. Nun ist die Caldeira strikte Sperrzone, und die Medien weisen deutlich darauf hin.

Eine Woche nach Beginn des Ausbruches sieht die Situation weiterhin trist aus. Der Vulkan spuckt wieder Lava in drei Strömen. Viel Lava fliesst nach Süden und droht, den einzigen Strassenzugang in die Caldeira endgültig zu blockieren. Ein neuer Lavastrom wälzt sich mit etwa 20 Metern pro Stunde in Richtung Portela. Die vorrübergehend zur Ruhe gekommene Zunge, die unmittelbar am Ortseingang steht, hat sich wieder langsam zu bewegen begonnen. Das Naturparkzentrum ist inzwischen völlig zerstört. Die Behörden dulden niemanden mehr im Krater, weder Bewohner, noch Journalisten oder gar Schaulustige. Wenige Sicherheitskräfte befinden sich noch im Ort, den sie notfalls zu Fuss in Richtung Mosteiros verlassen müssen. Von der Ersatzstrasse im Norden von Mosteiros in die Caldeira, deren Bau angedacht war, hört man nichts mehr.

Um den Vulkan allgemein und den gegenwärtigen Ausbruch im speziellen besser überwachen und wissenschaftlich dokumentieren zu können, werden 10 Seismometer sowie 3 GPS-Geräte installiert. Am Nachmittag wird bekannt gegeben, dass sich der tägliche Ausstoss von Schwefeldioxid von 8.000 Tonnen auf 11.000 Tonnen erhöht hat. Das internationale Geologen-Team wertet dies als Zeichen für eine weitere Verschlechterung der Situation.

Aus der Wein-Kooperative werden diverse Geräte evakuiert. Die Zeit drängt, denn es ist absehbar, dass die Ersatzpiste in kurzer Zeit blockiert werden kann. Für die 100.000 Liter Wein in den Fässern wurde noch immer keine Lösung gefunden.

Es mangelt nicht an Agenturmeldungen über den Vulkan. Im Normalfall handelt es sich um Statements von Politikern und Solidaritätsbekundungen. Die Meldungen zeichnen das gleiche Bild, wie es auch Gerda und Klaus am Samstag beim Besuch in einem Notquartier erfahren haben: Man versucht, Normalität vorzutäuschen. Gleichzeitig streiten sich die Bürgermeister um die Flüchtlinge, und die Opposition beginnt mit Versuchen, aus der Katastrophe politisches Kapital zu schlagen.

Die Meldungen über den Ausbruch werden widersprüchlicher. Am Vormittag heisst es, die Situation habe sich etwas beruhigt. Die Lavaströme seinen mehr oder weniger stationär, und die Ersatzpiste wurde nicht verlegt. Dutzende Einwohner bestehen darauf, ins Dorf zurückzukehren, um letzte Besitztümer zu holen. Doch die Sicherheitskräfte tolerieren niemanden mehr in der Caldeira.

Andererseits wurden in der vergangenen Nacht weitere drei Häuser zerstört, und die Lava dringt 15 Meter per Stunde vor. Um die Mittagszeit wird die Strasse wieder blockiert. Eine Lavazunge kriecht weiter auf die Schule zu. Der Ausstoss an Gasen ist enorm.

Am Nachmittag starten neue Versuche, die Strassenverbindung nach Portela wiederherzustellen. Das Landwirtschaftsministerium stellt Viehweiden zur Verfügung, die von Sicherheitskräften bewacht werden, und bietet den Einwohnern von Cha das Caldeiras an, ihr Vieh dort unterzubringen. Für Futter sei gesorgt. Das Angebot wird von vielen Bauern nicht angenommen: Sie fürchten, sei zu wenig Gras vorhanden, und das ungewohnte Klima könnte die Tiere zu sehr belasten. Ausserhalb der Caldeira werden die vulkanischen Aschen für die Ziegen zum Problem: Mit Asche kontaminiertes Gras verursacht Verdauungsprobleme und stellt eine ernsthafte Gefahr für die Tiere dar.

Portela ist Geschichte. In den frühen Morgenstunden wälzen sich die Lavamassen über das Hotel Pedra Brabo, über die Schule, sowie über zahlreiche Privathäuser – darunter das Haus von Klaus, genannt Casa Monte Amarelo. Ein via Facebook verbreitetes Video zeigt das Haus völlig von Lava umschlossen, und nur noch ein kleiner Teil des Daches ragt daraus hervor.

Klaus schreibt um 14:20 Uhr (Ortszeit) per SMS:
»Sitzen 50 m neben unserem Haus. Posto sanitario noch 1 m neben Lava. José-Antonios Haus und etliche weitere zerstört. Vulkan unaufhaltsam heftig. Portela ist Geschichte. Klagegesänge der Leute lauter als der Vulkan.«

Die Bewohner können nur zusehen, wie das geschmolzene Gestein die Häuser langsam umfließt, sie zum Einsturz bringt, und schließlich über sie hinweg kriecht. Das leicht abschüssige Gelände begünstigt das Vordringen der nun etwas dünnflüssigeren Lava. Die Vulkanologen fürchten die Möglichkeit, dass noch schneller fliessende Lava mit noch höherem Zerstörungspotential ausgestossen werden könnte, die sich etwa 60 Meter in der Stunde fortbewegt.

Aus Portela berichtet eine zeitlich nicht fixierbare Agenturmeldung, dass sich der Lavastrom mit 9 Metern pro Stunde auf die beiden Kirchen zu wälzt. In den Kirchen wird alles demontiert in der Hoffnung, wenigstens einen Teil davon retten zu können. In der Weinkooperative wird fieberhaft versucht, den Wein in den Fässern in Sicherheit zu bringen.

Gerda schreibt um 20:00 Uhr (Ortszeit):
»Die Lava hat den Gesundheitsposten erreicht, morgen die Weinkooperative, und übermorgen den unteren Ortsteil. Unaufhaltsam grausam.«

Es ist ein »Katz-und-Maus-Spiel«. Den einen Tag spuckt der Vulkan, so viel er kann, und die Lava macht alles platt, was ihr im Weg steht. Am Tag darauf ist er »verausgabt« und ruhig und sammelt neue Kräfte. Ist der Schlot wieder ausreichend gefüllt, dann marschiert auch der Lavastrom weiter und versucht aufzuholen, was er am Vortag versäumt hat. Am 03. Dezember gewährt er also wieder Aufschub und kriecht mit nur einem Meter pro Stunde voran. Das gibt Zeit für Versuche, Geräte und Wein aus der Kooperative, aber auch Hausrat aus anderen Gebäuden in Sicherheit zu bringen.

Die Menschen in den Notquartieren realisieren erst jetzt, was am Vulkan vor sich geht. Bestand zunächst noch Hoffnung, nach einer zeitlich befristeten Unannehmlichkeit in das eigene Haus zurückkehren zu können, so wird jetzt immer klarer, dass es (bald) kein eigenes Haus, keinen eigenen Grund mehr gibt. Immer mehr Menschen zeigen Anzeichen schwerer Traumatisierung, und die Betreuer sind schlicht überfordert.

Inzwischen laufen nationale und internationale Hilfsmassnahmen. Portugal schickt ein Schiff mit Betten, Decken, Medikamenten und Schutzmasken, aber auch Einrichtungen für die Telekommunikation sowie ein Hubschrauber sollen an Bord sein. Vermesser suchen nach potentiellen Standorten für eine neue Siedlung, Baufachleute prüfen die 1995 errichteten, aber nicht angenommenen Gebäude auf Zustand und Tauglichkeit. Premierminister José Maria Neves bekräftigt erneut, dass die Regierung alles unternehmen wird, um den vom Vulkan vertriebenen ein neues Zuhause mit einem gesicherten Lebensunterhalt zu geben. Wir werden sehen, was von diesen schönen Worten übrig bleibt.

Die mehrfach erwähnte Wein-Kooperative ist mehr als nur eine beliebige Firma: Der Wein ist weit über die Insel hinaus bekannt, und trägt damit auch wesentlich zur Identitätsfindung bei. Für viele Menschen in Cha das Caldeiras ist der Wein ein wichtiger Beitrag zur Sicherung des Lebensunterhalts. Der Abtransport der jungen Ernte allein genügt nicht. Ein zu abrupter Ortswechsel kann die Qualität des Weines verschlechtern. Die Kooperative sucht daher nach einer Möglichkeit, die Fässer an einem sicheren Ort in der Caldeira zu belassen.

Spanische Vulkanologen merken an, dass sich der Ausbruch sehr wohl angekündigt hat. Sie kritisieren die Trägheit der kapverdischen Behörden. Von März bis August nahm der Ausstoss an CO2 kontinuierlich zu, um dann abzubrechen, was als klares Zeichen für einen bevorstehenden Ausbruch gewertet wurde. Doch ab diesem Zeitpunkt wurde keine aktuellen Daten mehr in Echtzeit an die Partner-Institutionen auf den Kanaren, auf Tenerife sowie in Granada geliefert. Das Nationale Institut für Meteorologie und Geophysik habe auf die Warnungen der internationalen Beobachter nicht reagiert. Dort ist man hingegen der Meinung, dass bei einem Vulkan wie Fogo grundsätzlich immer mit einem Ausbruch gerechnet werden muss, dass aber der genaue Zeitpunkt aber nicht vorhersagbar sei.

Der Vulkan verhält sich weiterhin relativ ruhig, die Lavaströme rücken kaum vor. In der Kooperative dauern die Arbeiten an, und etwa die Hälfte des jungen Weins sei bereits an einen sicheren Ort gepumpt worden. Bewohner des Orts nutzen die Ruhepause, um die verbleibenden Kongobohnen und andere Feldfrüchte zu ernten und so Nahrungsmittel in die Notquartiere zu bringen.

Nachdem am Mittwoch der Präsident der Republik die Insel besucht hat, ist nun auch die portugiesische Fregatte mit ihrer Hilfslieferung auf Fogo eingetroffen.

  • Die Nachrichtenplattform »A Semana« berichtet über die Aktivitäten von Klaus und Gerda.
  • Video-Interview mit José Fernandes.
  • Die Nachrichtenplattform »Inforpress« berichtet über die Zerstörung der Pension »Casa Monte Amarelo«

Maria Filipa »Olivia« Fernandes Montrond, Tochter von José und Audilia schildert, wie die Familie innerhalb kürzester Zeit ihre gesamte Lebensgrundlage verloren hat. Die mit Hilfe von Klaus und Gerda errichtete Pension hatte sich inzwischen als Fixpunkt im Tourismus auf Fogo etabliert. Für die kommende Saison lagen bereits 150 Buchungen vor. Sämtliche Familienmitglieder waren in irgendeiner Form in die Betreuung der Gäste involviert. Was in der Pension konsumiert wurde, schenkte der Vulkan: Gemüse, Früchte, Wein … Olivia spricht aus, was auch viele andere denken: Sie ist ein »Kind des Vulkans«, und sie kann sich nicht vorstellen, an irgendeinem anderen Platz zu leben.

Der Vulkanausbruch nimmt einen neuen Verlauf: Erneut tritt Lava aus, aber sie nährt nicht mehr den alten Strom. Eine neue Lavazunge kriecht mit wechselnder Geschwindigkeit auf Portela zu. Um 2:00 Uhr morgens war sie rund 500 Meter vom Ort entfernt. In wenigen Tagen wird die Lava dort die Zerstörung fortsetzen. Inzwischen vernichtet sie Landwirtschaftsflächen mit Maniok, Kongobohnen, Wein und Früchten.

Am Samstag nimmt die Intensität des Ausbruchs und damit die Geschwindigkeit des Lavastroms wieder zu. Die Lava ist dünnflüssiger, und sie fliesst über unbebautes ebenes Gelände ohne grosse Hindernisse. Am Nachmittag verschlingt sie 20 weitere Häuser auf dem Weg nach Portela. Eine weitere Verschlimmerung tritt am Samstag gegen 18:00 Uhr ein. In der Nacht auf Sonntag werden die beiden Kirchen sowie Teile der Weinkooperative Opfer des Vulkans. In Bangaeira erreicht der Lavastrom die ersten Häuser, darunter die Pension Marisa. Auf der anderen Seite des Kraters ist die Zufahrtsstrasse wieder unterbrochen. Der Ort kann nicht mehr mit Fahrzeugen erreicht werden. Wieder einmal wird die Caldeira zur strikten Sperrzone erklärt. Auch die Sicherheitskräfte werden aus der Gefahrenzone abgezogen.

Der portugiesische Helikopter ist von geringem Nutzen: Die hohe Schwefel-Konzentration über dem Vulkan (sowie die Asche) gefährdet die Turbinen des Fluggerät. Es steht jedoch weiterhin bereit für den Fall, dass eine dramatische Verschlechterung der Situation einen Einsatz rechtfertigt, bei dem das Gerät Schaden nehmen könnte.

Ein Hilfsteam der UNO beschäftigt sich u.a. mit der grundsätzlichen Frage, wo die vom Vulkan Vertriebenen ein neues Zuhause finden können. Die starke emotionale Bindung an den Vulkan ist dabei ebenso zu berücksichtigen wie die Tatsache, dass so gut wie alle Bewohner von Cha das Caldeiras von der Landwirtschaft abhängig waren und sind. Die Betroffenen müssen daher in die Entscheidungsfindung eingebunden werden.

Knapp 100 Jahre nach der Gründung des Orts ist Portela praktisch ausgelöscht, und grosse Teile von Bangaeira sind bereits am Vormittag von der Lava bedeckt. Am späteren Nachmittag ist auch Bangaeira völlig von Lava eingeschlossen, und nur die Dächer höherer bzw. stabilerer Gebäude ragen noch aus dem glühenden Gestein hervor. Die Wein-Kooperative ist von der Lava eingeschlossen, die gesamte Ernte an Weisswein ist vernichtet. Der Rotwein ist rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden. Die Piste zum Ort wird wieder einmal von der Lava unterbrochen. Halten Stärke und Stil des Ausbruchs an, so ist es eine Frage der Zeit, bis die Lava den Caldeira-Rand erreicht und sich hinunter in Richtung Mosteiros ergiesst.

Die spanischen und portugiesischen Partneruniversitäten nehmen den Vorwurf der Untätigkeit zurück. Dies sei die private Meinung eines einzelnen Geologen. Von offizieller Seite sei keine Warnung an die Behörden in Cabo Verde erfolgt, weil ein Vulkanausbruch grundsätzlich nicht langfristig vorhergesagt werden kann. Die Zunahme des CO2-Ausstosses sei ursprünglich auf hydrothermale Aktivität zurückgeführt worden. Erst im Oktober sei Aktivität in der Tiefe registriert worden, die jedoch zu gering war, um einen Alarm auszulösen. Am 21. November nahm die seismische Aktivität in einem Ausmass zu, dass eine Meldung an die Behörden (jedoch nicht an die Bevölkerung) gemäß Überwachungsplan gerechtfertigt war. Diese erfolgte am 22.11., einen Tag vor dem Ausbruch. Ein Erdbeben um 19:46 Uhr wurde auch von der Bevölkerung gespürt. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Behörden in verschlüsselter Form über den unmittelbar bevorstehenden Ausbruch informiert und die Evakuierung des Gebiets empfohlen. Doch erst am 23.11. morgens wurde deutlich, dass der Ausbruch innerhalb der nächsten Stunden erfolgen sollte.

Die vulkanischen Aschen werden immer mehr zum Problem. Die meisten Zisternen der Insel sind mit Asche kontaminiert. Als »Asche« bezeichnen die Vulkanologen alle Auswurfsprodukte mit weniger als 2 mm Durchmesser. Kleiner 1/16 mm spricht man von Aschenstaub. Aschen sind mineralischer Natur und bestehen aus feinen Lava-Fetzen, Glasfragmenten, fein zerriebenem vulkanischem Gestein oder auch aus Einzelkristallen. Eingeatmete Vulkanasche kann Asthma oder Bronchitis auslösen bzw. verstärken. Aus dem Trinkwasser lassen sich die unlöslichen, meist scharfkantigen Aschen ausfiltern ? sofern geeignete Filter vorhanden sind. An diese Partikel können aber auch leicht lösliche, toxische Verbindungen gebunden sein ? in erster Linie Schwefeldioxid. Gelangt es auf diese Weise ins Wasser, so entsteht schwefelige Säure. Grösser ist die Gefahr durch Fluoride, die ebenfalls mit der Vulkanasche ins Wasser gelangen können. In Rektion mit der Salzsäure des Magens bildet sich Flusssäure. Sie wird über die Magenschleimhaut aufgenommen und verursacht starke Schmerzen in Magen und Darm und hinter dem Brustbein, Krämpfe, Bewusstlosigkeit und schwere Stoffwechselstörungen. Fluoride werden von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit als die grösste Gefahr für das Trinkwasser bei einem Vulkanausbruch eingestuft.

Inzwischen gibt es erste Überlegungen, wo der neue Ort für die Vertriebenen errichtet werden soll. Der Bürgermeister von Santa Catarina nennt einen Ort zwischen Achada Furna und Monte Largo. Er betont, dass Gespräche mit den Betroffenen geführt werden müssen. Auch am neuen Ort muss es für sie möglich sein, Landwirtschaft zu betreiben und Touristen zu beherbergen. Im Lager Achada Furna will man diese Beteuerungen nicht glauben: Die letzte Entscheidung wird wohl bei der Regierung liegen. Eine Kommission hat 110 Ersatzquartiere von 1995 identifiziert und begutachtet. Diese Häuser haben weder Strom noch Wasser und sind auch sonst wenig geeignet, angemessene Lebensbedingungen zu bieten. Ihre Adaptierung, die ebenfalls zur Diskussion steht, würde 90 bis 100 Million Escudos kosten.

In Mosteiros denkt man über Evakuierungen für den Fall nach, dass die Lava über den Caldeirarand hinaus hinunter zum Meer fliesst. Ein Zeltlager könnte auf der Rollbahn des ehemaligen Flughafens errichtet werden. Um die Mittagszeit kündigt der Premierminister an, dass in den nächsten Stunden Evakuierungen stattfinden werden. Die betroffenen Orte nennt er nicht. Deren Bewohner seien allerdings bereits gewarnt worden. Gegen Mitternacht werden Cutelo Alto und Fonsaco nos Mosteiros als die beiden am stärksten gefährdeten Siedlungen genannt.

Der Altbürgermeister von Sao Filipe (in dessen Amtszeit der Ausbruch von 1995 fiel) zeigt sich hingegen verwundert über manche bisher getroffene Entscheidung. Da bei diesem Ausbruch kaum explosive Ereignisse stattfinden, sei es übertrieben gewesen, die Bewohner mit Militäreinsatz aus Cha das Caldeiras zu vertreiben bzw. fernzuhalten. Im Gegenteil regt er an, den Krater für schaulustige Touristen zu öffnen, um so dringend benötigtes Geld auf die Insel zu bringen, das den Vertriebenen zugute kommen soll.

Die Lavafront befindet sich immer noch innerhalb der Caldeira in einiger Entfernung vom Kraterrand. Der Vulkan hat offenbar seinen Ausbruchsstil wieder geändert. Er fördert nun mehr Asche und Lapilli. Bevor die Lava den Kraterrand erreicht hat, ist es unmöglich, Vorhersagen über ihren weiteren Weg zu machen. Das erschwert die Evakuierungen: Einerseits soll den Betroffenen die Möglichkeit gegeben werden, möglichst viel zu retten, andererseits sind übereilte Fehlentscheidungen zu vermeiden. Erste Bewohner von Fonsaco verlassen ihre Häuser und ziehen zu Verwandten. Die Zivilschutzbehörde mahnt zur Ruhe und betont, dass zu gegebener Zeit alle nötigen Massnahmen getroffen werden, um die Menschen und ihren Besitz zu retten.

Nun ist es offiziell: Cutelo Alto und Fonsaco (Mosteiros) sind konkret gefährdet, sollte sich der Lavastrom über den Kraterrand hinaus hinunter zum Meer wälzen. Nach dieser Alarmierung durch die Behörden beginnen immer mehr Bewohner der beiden Dörfer, ihre Güter an sichere Orte zu bringen. Die wenigsten wollen bis zur letzten Minute warten. Unter Berücksichtigung von drei weiteren Ortschaften rechnet man mit ca. 2.500 Personen, die im Ernstfall evakuiert werden müssen.

Der Vulkan hat sich indessen etwas beruhigt. Im Augenblick spuckt er kaum noch Lava, und auch der Ausstoss an Asche und Lapilli sowie Gasen ist zurückgegangen. Dennoch ist die Konzentration an Schwefeldioxid und Kohlendioxid in der Caldeira so hoch, dass dort eine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit besteht. Dieses Gebiet bleibt strikte Sperrzone.

Um Geld für Hilfsaktionen zu bekommen, hat die Regierung eine Steuererhöhung um 0,5 % auf alle Güter ausgenommen Wasser und Strom vorgeschlagen. Dies wird in sozialen Netzen und Internet-Foren einhellig abgelehnt, nicht zuletzt, weil eine Steuererhöhung auch die Vertriebenen betreffen würde ? und denen sollte eigentlich geholfen werden. Gleichzeitig wird befürchtet, dass die zusätzlichen Steuergelder in dunklen (Budget-)Löchern versickern. Die Bereitschaft zur Unterstützung der Opfer ist in weiten Teilen der Bevölkerung von Kapverde vorhanden, doch sollte jeder gemäss seinen Möglichkeiten entscheiden können, wie viel er wann und in welcher Form beiträgt.

Der Direktor der Gesundheitsbehörde bekräftigt nach einem Lokalaugenschein in den Notunterkünften, dass es dort keinerlei gesundheitliche Probleme gibt. Auch Medikamente und andere medizinische Materialien stünden zur Genüge bereit. Ein Vertreter der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen lobt die bisherige Arbeit der Behörden und sichert Hilfszahlungen zu.

Das lokale Büro der UNO in Cabo Verde evaluiert die Bedürfnisse aller vom Vulkanausbruch Betroffenen. Neben den momentanen Sofortmassnahmen liegt das Hauptaugenmerk auf der Zeit nach dem Ausbruch. Dann werden weitaus grössere finanzielle Investitionen nötig sein, um den Opfern ein normales Leben mit einer gesicherten Zukunft zu ermöglichen. Eine detaillierte Analyse im Vorfeld hilft, die Kräfte zu bündeln.

Erstmals werden 4 mögliche Stellen genannt, an denen ein »Ersatzort« errichtet werden könnte: Cabeça Fundão, Monte Grande, Fonte Aleixo und Achada Furna. Die Bevölkerung von Cha das Caldeiras sei sich bewusst, dass eine Rückkehr in den Krater unmöglich ist. Die Vertriebenen in den Lagern sehen dies naturgemäss anders. Im Krater war ihr Lebensunterhalt – dank der dort möglichen Landwirtschaft – gesichert. An einem anderen Ort – so fürchten sie – droht die Arbeitslosigkeit.

Von den vorgeschlagenen Stellen liegt Cabeça Fundão dem Krater am nächsten, und rund 90 % der befragten Vertriebenen nannten diesen Ort als geeignet für den Bau einer neuen Siedlung. Dort ist bereits eine gewisse Basis-Infrastruktur (Schule, Kirchen) vorhanden, und der Ort ist ein Haltepunkt für Touristen, die auf den Vulkan wollen. Was jedoch noch fehlt sind Wasser und Strom. Die endgültige Entscheidung liegt bei den nationalen Behörden.

Obwohl offiziell Sperrzone, versuchen zahlreiche Bewohner von Cha das Caldeiras möglichst viel von ihrer Ernte zu retten. Niemand will zulassen, dass seine Ernte vom Vulkan vernichtet oder von anderen gestohlen wird. Die Nahrungsmittelrationen in den Lagern sind klein, und wer bei Verwandten wohnt, kommt kaum in den Genuss von Hilfslieferungen. Kongobohnen hingegen können auf dem Markt gut verkauft werden. Der Erlös ermöglicht den Kauf anderer, preiswerter Lebensmittel.

Der Vulkan verhält sich ruhig und zeigt wenig Aktivität. Doch sein zukünftiges Verhalten zu prognostizieren ist schlichtweg unmöglich.

Die Ruhe der letzten Tage war trügerisch. Noch in den Morgenstunden melden lokale Medien, dass der Vulkan weiterhin »schläft«. Zeitverzögert dringt durch, dass er seine Tätigkeit etwas intensiviert hat. Was von Bangaeira noch übrig war, sowie die Katholische Kirche und die Weinkooperative in Portela wurden diesen Sonntagvormittag von Lava aus einem Lavatunnel überdeckt. Doch die Lavafront hinter Bangaeira erscheint im Augenblick stabil. Ein anderer Lavastom kriecht Richtung Cova Tina und vernichtet dort landwirtschaftliche Flächen. Wenngleich der Lava-Ausstoss wieder zugenommen hat, ist er weiterhin vergleichsweise gering. Auch Asche und Gase werden nur sporadisch ausgeworfen.

In den Orten an der Nordseite herrscht gespannte Ruhe. Sie werden zwar gelegentlich von Erdbeben erschüttert, aber der Lavastrom ist weit genug vom Kraterrand entfernt, um eine ernsthafte Gefahr darzustellen. Der Vulkan fördert weiterhin geringe Menge an Lava, die sich in Lavatunneln einerseits in Richtung Portela, andererseits in Richtung Cova Tina bewegen. In Bangaeira werden die letzten noch übrigen Häuser zerstört, und auch in Portela schreitet die Zerstörung fort. Der Ausstoss an Schwefeldioxid ist unverändert hoch – noch ist kein Ende des Ausbruchs in Sicht.

Die Zivilschutzbehörde gibt bekannt, dass die Zisternen in Tinteira (an der Nordseite der Insel) nicht mit Asche kontaminiert sind, sondern dass bei der Einleitung von Regenwasser Bakterien in die Tanks gelangt sind. Für die Betroffenen ändert das wenig. Sie sind auf Wasserlieferungen angewiesen. Die Zivilschutzbehörde schickt 500 Flaschen – etwas wenig für 200 Betroffene. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, wieder Zisternenwasser zu nutzen, sobald die Wasserlieferungen aufgebraucht sind.

Angeblich wollen zwischen 60% und 70% der Vertriebenen in Ersatzquartieren in Achada Furna und Monte Grande wohnen. Neben der Adaptierung der 110 bestehenden Häuser aus dem Jahr 1995 müssten dafür rund 100 neue Häuser gebaut werden, gibt das Krisenkabinett bekannt.

Eine Lavazunge, die auf halbem Weg zwischen Ausbruchsstelle und Portela abzweigt, hat das Lavafeld von 1995 schon beinahe überwunden und nähert sich dem kleinen Weiler Ilhéu de Losna (»Djé di Lorna«). Hier wird bevorzugt Wein angebaut.

Die Lava zerstört die Kellereien des Weinproduzenten Eduíno Lopes, einige Häuser und die Piste nach Portela. in Ilhéu de Losna wohn(t)en zwar nur wenige Familien, das Gebiet war jedoch wertvolle Landwirtschaftsfläche, wo neben Wein vor allem Bohnen, Maniok und Äpfel angebaut wurden. Auch der andere Lavastrom, der langsam in Richtung Cova Tina vorrückt, bedroht landwirtschaftliche Pflanzungen. Unterhalb von Bangaeira ist die Lava stationär, und es besteht derzeit wenig Gefahr, dass sie den Kraterrand erreicht und Richtung Meer fliesst.

Immerhin hat die Ministerin für Jugend, Beschäftigung und Entwicklung der Humanressourcen inzwischen endlich erkannt, das in den Notlagern dringend Psychologen und Sozialarbeiter benötigt werden, um die vertriebenen Familien zu betreuen und zu unterstützen. Janira Hopffer Almada will eine »gute Zahl« rekrutieren und in die Lager schicken. Gleichzeitig bekräftigt sie, wie wichtig die kürzlich angekündigte Koordination der Hilfsmassnahmen zwischen den drei Lagern ist.

Die Versorgung der Tiere der Vertriebenen ist ein offenes Problem. Die Behörden haben zwar ein Gelände zur Versorgung des Viehs zur Verfügung gestellt, das aber von den Betroffenen nicht angenommen wird. Erst zwei Bauern haben ihre Tiere dort untergebracht. Die übrigen Tiere werden von ihren Besitzern selbst betreut. Futter ist knapp: Es hat wenig geregnet in diesem Jahr, und entsprechend wenig Gras steht zur Verfügung. Und die Kontaminierung mit Vulkanasche schmälert die Futterreserven. Dementsprechend skeptisch sind die Bauern, ob ihre Tiere im »offiziellen Notstall« genügend zu fressen bekommen werden. Das Landwirtschaftsministerium hat 340 Säcke Mais als Tierfutter zur Verfügung gestellt. Wie diese verteilt werden und wem sie zugute kommen, darüber schweigt die Agenturmeldung. Wer kann, holt sich Futter aus der Caldeira – solange es noch nicht von der Lava überdeckt ist.

Die Adaptierung der Notquartiere wird vorangetrieben, um den Vertriebenen wenigstens ansatzweise in normales Leben zu ermöglichen. Die beim Vulkanausbruch 1995 erbauten Häuser haben weder Fenster noch Türen, kein Wasser und keinen Strom. Die sanitären Einrichtungen sind mangelhaft. Nur zögerlich werden Türen und Fenster nach Monte Grande geliefert – nur drei Handwerker in Sao Filipe wurden mit diesem Auftrag betraut. Die Errichtung einer Zisterne wurde erst gar nicht begonnen. In den beiden anderen Lagern ist die Situation ähnlich trist. Mehrere Familien in Monte Grande möchten lieber so bald als möglich auf den Vulkan zurück, als weiterhin unter diesen Bedingungen leben zu müssen.

Die kleine Siedlung Ilhéu de Losna wurde inzwischen beinahe komplett vom langsam vorrückenden Lavastrom zerstört. Die Lavafront jenseits von Bangaeira ist stationär, doch in Mosteiros und mehreren Dörfern an der Küste herrscht weiterhin Alarmbereitschaft. Der Ausstoss an vulkanischen Gasen hat in den letzten Tagen zugenommen.

Nachdem seine »Solidaritätsbekundung« zu Beginn des Vulkanausbruchs die Evakuierungsarbeiten einen halben Tag lang blockiert hat, möchte der Premierminister nun sein Mitgefühl mit den Opfern in gemeinsamen Weihnachtsfeiern in den drei Lagern demonstrieren.

Im Jahr 2015 soll ein Forum eingerichtet werden, das über den Wieder- bzw. Neuaufbau von Cha das Caldeiras diskutiert und den Betroffenen hilft, zu einem geordneten Leben zurück zu finden. Wieder wird betont, dass dem Staat die finanziellen Mittel fehlen, um dies aus eigener Kraft bewerkstelligen zu können.

Damit die Interessen der vertriebenen Bevölkerung gewahrt werden, bilden 13 Vertreter aus den drei Lagern ein Komitee, das in alle künftigen Planungen eingebunden werden möchte. Die drei offiziellen Repräsentanten sollen nach Weihnachten gewählt werden. Neben Mitsprache beim Wieder- bzw. Neuaufbau des Dorfes ist Transparenz bei der Verteilung der Hilfsgüter – seien sie nun finanzieller oder materieller Natur – die vordringlichste Forderung. Das Komitee möchte in die Verteilung der Hilfsgüter eingebunden sein und regt an, dass eine unabhängige Stelle, z.B. das Rote Kreuz diese koordiniert und überwacht.

Der Premierminister José Maria Neves gibt bekannt, dass die nötigen Arbeiten zur Wiedererrichtung des Ortes Anfang 2015 begonnen werden. Die Arbeiten sollen Ende des Jahres abgeschlossen sein. Das Konzept sieht vor, die Strasse durch den Vulkankessel so bald als möglich wiederherzustellen, nicht zuletzt, um die touristische Nutzung des Vulkans als Geldquelle vor allem für die vertriebene Bevölkerung zu ermöglichen. Gleichzeitig soll auf der Nordseite eine neue Zufahrt in den Kessel errichtet werden, damit die weinigen verbliebenen Landwirtschaftsflächen leichter erreicht werden können. Neves betont, dass die Errichtung der neuen Siedlung mit den lokalen Behörden, externen Fachleuten und nicht zuletzt mit den Betroffenen abgesprochen werden muss. So früh wie möglich soll auch mit dem Bau eines neuen Weinkellers begonnen werden, damit dieser rechtzeitig zur Weinlese 2015 zur Verfügung steht. Der Premierminister fordert die Verantwortlichen auf, einen möglichen Standort zu nennen und deutet gleichzeitig an, dass dies auch eine Vorentscheidung über den neuen Standort des Dorfes beinhalten kann.

Die Lava erreicht das letzte Haus in Dje de Lorna. Der Besitzer beginnt, 5000 Liter traditionellen Wein (Manecom) des Jahrgangs 2014 nach Achada Furna zu verfrachten. Obwohl dadurch der Reifungsprozess gestört wird, hofft er, den Wein auf den Markt bringen zu können.

Seit Beginn des Ausbruchs hat der Vulkan ungefähr 220 Tonnen Schwefeldioxid bis zu 6000 Meter hoch in die Luft geblasen. Die Kubatur der Lavamassen wird mit 35 bis 40 Millionen Kubikmeter beziffert. Neben dem Studium des Ausbruchs an sich (in Zusammenarbeit mit Experten von den Kanaren) evaluieren ausländische Fachleute – u.a. der Universität Barcelona – die Auswirkungen auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Cha das Caldaeiras ist Standort mehrerer endemischer Pflanzen. Für den ebenfalls endemischen Kapverden-Sturmvogel (Pterodroma feae) bietet der Kraterrand Platz für eine grössere Brutkolonie.

Der Vulkanologe João Fonseca, Professor an der Universität Lissabon, stellt fest, dass die letzten Vulkanausbrüche auf Fogo zwar von kürzerer Dauer, aber von weit grösserer Heftigkeit waren, als jene in früheren Zeiten. João Fonseca hat nur wenige Tage vor dem Ausbruch eine vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen in Auftrag gegebene Studie vorgestellt, in der er die möglichen Szenarien aufzeigt und die jeweils notwendigen Massnahmen diskutiert. Der jüngste Ausbruch entspricht dem schlechtesten, gleichzeitig aber wahrscheinlichsten Szenario für Cha das Caldeiras. Doch es gibt weitere Ausbruchsarten, die auf Fogo nicht ganz ausgeschlossen werden können. Zu ihnen gehört – wenngleich wenig wahrscheinlich – ein Ausbruch am Gipfel des Pico. Dieser würde sich zwar durch Erdbeben ankündigen, hätte aber Auswirkungen für die gesamte Insel. Auch Flankenausbrüche im Norden der Caldeira (wie 1951) sind möglich. In diesem Fall könnten Lavaströme leichter den Kraterrand erreichen und die Siedlungen an der Küste gefährden. Es bliebe weit weniger Zeit für die Evakuierung, als in Cha das Caldeiras zur Verfügung stand.

Für João da Fonseca war und ist Cha das Caldeiras ein sehr wertvoller Teil des nationalen Erbes von Cabo Verdo, sowohl aus biologisch-geologischer, ganz besonders aber aus soziologischer und anthropologischer Sicht. Er unterstreicht die tiefe emotionale Bindung der Bewohner an den Vulkan. Trotz aller Risiken war ihm immer bewusst, dass es unmöglich ist, diese Menschen permanent aus dem Krater abzusiedeln. Daran hat auch dieser Ausbruch nichts geändert. Die Verluste an Landwirtschaftsflächen sind zwar beträchtlich, aber nicht katastrophal. Er warnt vor übereilten Entscheidungen und vor allem davor, Entscheidungen über die Köpfe der Betroffenen hinweg zu fällen.

João da Fonseca gehört zu jenem Vulkanologen-Team, das den Vulkan seit seinem Ausbruch 1995 überwacht. Aus der Beobachtung des Ausbruch selbst, aus seismischen und geophysikalischen Daten sowie der Auswertung von Satellitenbildern schliesst er, dass die Eruption langsam zu Ende geht. Ein Aspekt der finalen Phase ist, dass Grundwasser, das während des Ausbruchs unter Druck stand, nach Rückzug des Magmas in den Schlot eindringt und dort verdampft. Gegen Ende des Ausbruchs nimmt daher der Ausstoss an Wasserdampf zu.

Bei Dje de Lorna hat sich der Lavastrom in zwei Äste geteilt. Der nördlich hat sich in den letzten 24 Stunden etwa 50 bis 60 Meter weiterbewegt. Er fliesst zwischen Bordeirahang und der Lava von 1995 und hat inzwischen das allein stehende Haus von Tuca erreicht. Der südliche Ast bewegt sich kaum noch.

Für João da Fonseca war und ist Cha das Caldeiras ein sehr wertvoller Teil des nationalen Erbes von Cabo Verdo, sowohl aus biologisch-geologischer, ganz besonders aber aus soziologischer und anthropologischer Sicht. Er unterstreicht die tiefe emotionale Bindung der Bewohner an den Vulkan. Trotz aller Risiken war ihm immer bewusst, dass es unmöglich ist, diese Menschen permanent aus dem Krater abzusiedeln. Daran hat auch dieser Ausbruch nichts geändert. Die Verluste an Landwirtschaftsflächen sind zwar beträchtlich, aber nicht katastrophal. Er warnt vor übereilten Entscheidungen und vor allem davor, Entscheidungen über die Köpfe der Betroffenen hinweg zu fällen.

João da Fonseca gehört zu jenem Vulkanologen-Team, das den Vulkan seit seinem Ausbruch 1995 überwacht. Aus der Beobachtung des Ausbruch selbst, aus seismischen und geophysikalischen Daten sowie der Auswertung von Satellitenbildern schliesst er, dass die Eruption langsam zu Ende geht. Ein Aspekt der finalen Phase ist, dass Grundwasser, das während des Ausbruchs unter Druck stand, nach Rückzug des Magmas in den Schlot eindringt und dort verdampft. Gegen Ende des Ausbruchs nimmt daher der Ausstoss an Wasserdampf zu.

Bei Dje de Lorna hat sich der Lavastrom in zwei Äste geteilt. Der nördlich hat sich in den letzten 24 Stunden etwa 50 bis 60 Meter weiterbewegt. Er fliesst zwischen Bordeirahang und der Lava von 1995 und hat inzwischen das allein stehende Haus von Tuca erreicht. Der südliche Ast bewegt sich kaum noch.

In den letzten Tagen blieb die Situation unverändert stabil: Der Förderschlot entleert sein Magma in einen Tunnel, der direkt die Lavazunge von Dje de Lorna nährt. Der Ausstoss an Schwefeldioxid ist stark zurückgegangen. Dass der Ausbruch noch nicht vorüber ist zeigt ein leichter Anstieg der Aktivität am 31.12. Statt 1.700 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag werden nun 4.000 Tonnen ausgestossen, und es gibt wieder (wenige) explosive Ereignisse. Der nördliche Ast des Lavastroms in Dje de Lorna wandert langsam zwischen der Lava von 1995 und dem Bordeirahang. Auch in der Endphase des Ausbruchs bleibt das Verhalten des Vulkans unvorhersehbar, und die Experten warnen davor, sich dem neuen Krater allzu früh zu nähern.

Sieben Psychologen sind auf Fogo eingetroffen, um die lokalen Kräfte bei der Betreuung der Vertriebenen zu unterstützen. Lehrer bitten um Schulung, um bei den Kindern Zeichen von Traumatisierung besser erkennen zu können. Eine besondere Situation herrscht in Mosteiros. In den dortigen Massenunterkünften sind die Männer getrennt von Frauen und Kindern untergebracht. Dass so Familien zerrissen werden, erzeugt zusätzliche psychische Belastung.

Die Lavazunge in Dje de Lorna ist zum Stillstand gekommen. Der Vulkan fördert weiterhin Gase, begleitet von seltenen explosiven Ereignissen, aber kaum mehr nennenswerte Mengen an Lava. Die Erdbeben-Aktivität hat zugenommen. Der Vulkanologe João Fonseca beschreibt dies als normales Szenario in der Endphase eines Ausbruchs.

Entgegen den Ergebnissen der von offiziellen Stellen durchgeführten Umfragen möchten viele der Vertriebenen in die Caldeira zurückkehren. Mustafa Eren, Sprecher des selbstgewählten Komitees der Bewohner von Cha das Caldeiras, sieht den Hang des Monte Amarelo sowie die Gegend um Dje de Lorna als mögliche Standorte für eine neuen Siedlung. Alternativ wäre für ihn auch denkbar, erhöht auf den Lavaflächen von 1995 und 2014 zu bauen. Mustafa Eren betont, dass der Vulkan vergleichsweise harmlos ist: Er vernichtet zwar Landwirtschaftsflächen und Siedlungen, hat aber bei den letzten Ausbrüchen keine Menschenleben gefordert.

Andere bevorzugen weiterhin einen Ort ausserhalb, aber nahe bei der Caldeira. Die Gegend zwischen Achada Furna und Cabeça Fundão wird genannt. Dieses Gebiet wurde auch vom Nationalen Institut für Land-Management vorgeschlagen, befindet sich aber in Privatbesitz. Die Regierung verspricht, in den nächsten Tagen den Platz für die Wiedererrichtung des Ortes bekanntzugeben.

Die vulkanische Aktivität hat sich kaum verändert. Der Schlot fördert weiterhin Gase und Aschen, und gelegentlich wirft er in einer Explosion Lapilli 20 bis 30 Meter in die Höhe. Die drei Lavafronten sind bei Temperaturen von 100 bis 500 °C stabil. Geologin Sonia Silva (Universität von Cabo Verde) hält unter diesen Bedingungen einen Besuch der Caldeira z.B. durch Studenten für vertretbar, warnt aber davor, sich dem Ausbruchszentrum zu nähern.

Am Nachmittag nimmt die Aktivität wieder leicht zu, die Explosionen werden etwas häufiger und stärker. Auch eine weitere, etwa 50 Meter lange Lavazunge hat sich gebildet. Für Sonia Silva stehen diese Ereignisse durchaus im Einklang mit dem Szenario »Endphase der Eruption«.

Mit der Ankunft eines Hilfstransports aus Angola, der neben Nahrungsmitteln u.a. auch Zement und andere Baumaterialien gebracht hat, kann die Renovierung der Notunterkünfte von 1995 (70 Häuser in Monte Grande und 40 in Achada Furna) begonnen werden. Die erste Phase sieht die Errichtung von Küche und Badezimmer vor. Für die zweite Phase ist eine Vergrösserung der Häuser geplant, um speziell vielköpfigen Familien ein geordnetes Leben zu ermöglichen. Gleichzeitig sollen auch Schulen gebaut werden.

In den nächsten Tagen werden 23 der 59 im Lager von Mosteiros untergebrachten Familien in Häuser übersiedeln. Die Häuser werden angemietet, um den Vertriebenen ein mehr familiäres Leben zu ermöglichen. Der Kauf und die Bereitstellung von Möbeln ist jedoch nicht vorgesehen. Daher wollen etliche Personen lieber weiterhin die Infrastruktur im Massenquartier von Mosteiros nutzen.

Nachdem in der vergangenen Nacht die seismische und vulkanische Aktivität vorübergehend zugenommen hat, steigt in der Bevölkerung die Angst vor einem Wiedererstarken des Vulkans. Doch bereits in den Morgenstunden hat er sich wieder beruhigt. Sonia Silva erklärt wiederholt, dass diese Fluktuationen in der Endphase eines Ausbruchs normal sind. Wie lange diese anhalten wird, lässt sich aber unmöglich vorhersagen.

Der Bürgermeister von Santa Catarina, João Aqueleu Barbosa Amado, besteht darauf, dass die neue Siedlung für die Vertriebenen in »seinem« Gemeindegebiet errichtet wird. Schliesslich war auch Cha das Caldeiras Teil von Santa Catarina. Als möglichen Standort nennt das Gebiet zwischen Achada Furna und Cabeça Fundão, wo bereits eine Basis-Infrastruktur (Kirche, Schule, Zugang zu Wasser und Elektrizität) vorhanden ist.

Die vulkanische Aktivität nimmt weiter ab. Solange die Gasemissionen aber nicht unter einen Wert von 200 Tonnen pro Tag sinken, ist keine Vorhersage über die Dauer des Ausbruchs möglich.

Nachdem am Vortag erneut mehr Explosionen stattgefunden haben, ist die Situation nun wieder ruhig. Der Vulkan fördert weiterhin Gase, doch die Lavaströme stehen still und kühlen immer weiter ab.

Regelmässige Explosionen beunruhigen zwar die Bevölkerung, sind aber in der Endphase des Ausbruchs normal. Geologin Sonia Silva weist nochmals darauf hin, der Kontakt von Grundwasser mit dem Magma derartige Explosionen auslösen kann.

Der vom Krisenkabinett beigezogene Südtiroler Konsulent Franz Egger sieht keine Möglichkeit, aber auch keine Notwendigkeit, mit allen Mittel innerhalb kürzester Zeit einen neuen Weinkeller zu errichten. Die Kellerei von Monte Barro verfügt über genügend Kapazitäten, um die Ernte 2015 dort verarbeiten zu können. Auch die derzeit am Hang des Monte Amarelo lagernden Fässer der Weinkooperative von Cha das Caldeiras sollen dorthin verlagert werden. Franz Egger hält es für unmöglich, innerhalb eines dreiviertel Jahres einen guten Weinkeller zu errichten, zumal noch nicht einmal ein möglicher Bauplatz genannt wurde. Die neue Kellerei muss sorgfältig geplant werden, und auch der Bau selbst braucht seine Zeit. Franz Egger hat schon bisher die beiden Weinproduzenten von Cha das Caldeiras beraten.

David Gomes Monteiro, Sprecher der Wein-Kooperative, beklagt den Verlust des letzten Weges nach Portela, der durch den Lavastrom bei Dje de Lorna verlegt worden ist. Die Hauptanbaugebiete für Wein blieben – im Gegensatz zu anderen landwirtschaftlichen Flächen – vom Vulkanausbruch verschont. Gerade um diese Jahreszeit sollten die Weinstöcke gepflegt werden. Doch derzeit sind sie nur im mehrstündigen Fussmarsch erreichbar. Auch für den Abtransport der Fässer und Geräte, die am Monte Amarelo in Sicherheit gebracht worden sind, ist eine Strassenverbindung unbedingt notwendig.

Inzwischen benennt Franz Egger drei mögliche Standorte für eine neue Kellerei für den Wein von Cha das Caldeiras. Einer liegt innerhalb des Kessels, die beiden anderen ausserhalb in unmittelbarer Nähe. Jeder der drei Standorte hat seine spezifischen Vorzüge. Die Entscheidung liegt nun bei den Regierungsbehörden.

Der Standort der neuen Siedlung soll nächsten Monat bekannt gegeben werden. Dass sie gebaut werden soll, darüber sind sich alle einig. Doch ihr Standort ist derzeit ebenso offen, wie der Ort für einen neuen Weinkeller. Auch eine alternative Zufahrt in die Caldeira von Norden wird diskutiert. Noch im Jänner soll (hoffentlich) begonnen werden, aus den Notquartieren von 1995 bewohnbare Häuser zu machen – egal wie lange sie benötigt werden, bis der neue Ort gebaut sein wird.

Ab 1. März 2015 sollen Eintrittsgelder für das Betreten des Naturparks eingehoben werden. Der Beschluss dazu wurde bereits vor Beginn der Eruption getroffen. Er sieht eine Reduktion des Eintrittsgelds für den Fall vor, dass Touristen im Naturpark übernachten – eine Option, die derzeit hinfällig ist, schlicht weil es keine Übernachtungsmöglichkeit mehr gibt. Auch Fahrzeuge (mit Ausnahme der Bevölkerung von Cha das Caldeiras) sollen künftig Maut zahlen.

Etwa die Hälfte der Bewohner der Massenlager von Mosteiros konnte inzwischen in angemieteten Häusern untergebracht werden.

Der Vulkanausbruch ist noch nicht zu Ende. Meist verhält sich der Vulkan ruhig und fördert nur Gase. Gelegentlich – wie am 21. Jänner – wird die Ruhe durch Explosionen unterbrochen. Die Lavaströme sind seit längerem stabil. Dennoch ist ein Ende der Eruption derzeit nicht abzusehen.

Die Piste am Bordeira-Rand, die bei Dje de Lorna von der Lava unterbrochen war, ist wiederhergestellt worden. Damit können auch schwere Fahrzeuge den Monte Amarelo erreichen, um zu gegebenem Zeitpunkt Wein und Gerätschaft aus der Weinkooperative abzutransportieren. Die Bevölkerung kann wieder leichter zu ihren verbleibenden Landwirtschaftsflächen gelangen. Auch an eine touristische Nutzung der Piste wird gedacht.

Die Futterknappheit ist ein schwerwiegendes Problem. 2014 ist die Regenzeit ausgefallen, und auf beinahe der gesamten Insel ist das Gras verdorrt. Die Caldeira war der einzige Ort, wo Futter geerntet werden konnte. Doch diese »Felder« hat die Lava zerstört. Die Konzentration des Viehs im Nordteil der Insel kann das Problem nicht lösen: Dort befinden sich bereits die Rinderherden der Insel, sodass für zusätzliches Vieh weder Platz noch Futter bleibt.

Die Opposition drängt die Regierung, die Bevölkerung von Cha das Cadeiras zu einem normalen und geordneten Leben zurückzuführen. Sie weist darauf hin, dass die Menschen zwei Monate nach Beginn der Eruption noch immer keine Möglichkeit haben, selbst zu ihrem Lebensunterhalt beizutragen, und kritisiert den unhaltbaren Zustand der Notquartiere von 1995. Die Regierung weist diese Vorwürfe als verantwortungslos zurück und wirft der Opposition vor, aus der Naturkatastrophe politisches Kapital schlagen zu wollen. Innenministerin Marisa Morais bemerkt, dass nur sorgfältige Planung ähnliche Fehler, wie sie 1995 gemacht wurden, verhindern kann.

Der Vulkan regt sich wieder. Etwa 1500 Meter vom Ausbruchszentrum hat sich ein Lavatunnel geöffnet. Die neue Lavazunge ist in den letzten 12 Stunden rund 15 Meter vorgedrungen. Der Krater selbst fördert weiterhin in erster Linie Gase, unterbrochen durch gelegentliche kleine Explosionen.

Die neue Lavazunge wird langsamer. Vulkanologen warnen weiterhin davor, sich dem Krater zu nähern. Das Verhalten von Vulkan und Wind lässt sich nicht voraussagen.

Der Lavastrom ist bei Temperaturen zwischen 300 und 700 Grad weiterhin aktiv. Auch wenn unmittelbar beim Krater keine Lavaaustritte sichtbar sind, ist nicht auszuschliessen, dass der Vulkan oberflächlich nicht sichtbare Lavatunnels nährt.

Das Vertriebenen-Lager in Mosteiros soll noch diese Woche geschlossen werden. 12 Familien, die aus Mosteiros stammten, haben sich selbst um eine neue Unterkunft gekümmert. 30 Familien wurden in angemieteten Häusern untergebracht, 6 weitere Familien sollen noch diese Woche in Häuser übersiedeln. Offen ist, wo 15 Singles unterkommen sollen, die in Cha das Caldeiras bei ihren Familien gelebt haben, nun aber von diesen getrennt sind. Ihnen wird empfohlen, zu ihren Eltern zurückzukehren.

In Achada Furna leben vier Familien weiterhin in Zelten. Bürgermeister João Aqueleu Barbosa Amado betont die Schwierigkeit, adäquate Häuser für diese Vertriebenen zu finden. Er betont einmal mehr die Notwendigkeit, die Notunterkünfte von 1995 permanent bewohnbar zu machen. Absprachen mit den beiden anderen Bürgermeistern sollen die Gleichbehandlung aller Betroffenen garantieren.

Das Krisenkabinett wird aufgelöst und durch ein neues Kabinett ersetzt, das über die Zukunft von Cha das Caldeiras und dessen Bewohnern entscheiden wird. Es soll sowohl Risikozonen definieren, als auch die Wiederaufbauarbeiten planen, koordinieren und durchführen (und nicht zuletzt auch bezahlen). Das Kabinett erstellt den Zeitplan für die Arbeiten und definiert Prioritäten. Und es verwaltet die Gelder, die für den Wiederaufbau zur Verfügung stehen.

Wer darf Opfer des Vulkans sein? Nur Menschen, die in Cha das Caldeiras gewohnt haben, oder auch Leute, die im Kessel Landwirtschaft betrieben, aber ausserhalb lebten? Und dann gibt es Menschen, die am Tag des Vulkanausbruchs schnell nach Cha gingen, um sich am nächsten Tag als »Opfer« evakuieren zu lassen.

Nach Lesart der Behörden sind nur die tatsächlichen Bewohner von Cha das Caldeiras berechtigt, Hilfsgüter und speziell Nahrungsmittel zu empfangen. Die Volkszählung 2010 registrierte 687 Einwohner. Angeblich erst während der Eruption stieg diese Zahl auf knapp 1.200 Personen. 158 bei der Zählung 2010 registrierten Familien stehen 344 Familien in den Lagern gegenüber. Und in manchen Agenturmeldungen war gar von bis zu 2.000 Menschen die Rede, die ihren Besitz verloren haben sollen. Die »schwarzen Schafe« sollen nun von einer Kommission aus Gemeindevertretern, Zivilschutz und Rotem Kreuz herausgefiltert werden. Zu diesem Zweck wird ab 09. Februar eine neue Volkszählung durchgeführt.

Die vulkanische Aktivität der letzten Woche(n) war ein leichtes Auf und Ab, doch sie nimmt in Summe kontinuierlich ab. Speziell die letzten Tage waren ruhig, nachdem zuvor nochmals Explosionen für Beunruhigung gesorgt hatten. Die jüngste Lavazunge, die zu Beginn des Monats noch langsam vorgedrungen ist, ist inzwischen zur Ruhe gekommen. Der Gasausstoss ist auf 100 Tonnen pro Tag zurückgegangen. Experten rechnen damit, dass der Spuk in einer Woche vorüber sein kann.

Die Frage, wo der Ort wiedererrichtet werden soll, ist weiterhin offen. Eine Gruppe wünscht sich die neue Siedlung im Gebiet von Monte Barro über Mosteiros. Ein dritter Besuch der Verantwortlichen auf der Insel soll die Entscheidungsfindung vorantreiben.

Inzwischen sorgen sich die Bewohner des Lager Monte Grande um die Wasserversorgung. Sie haben Bedenken gegenüber die Renovierung der alten Notunterkünfte. 100 neue Notunterkünfte sollen zusätzlich gebaut werden.

Das Vulkanologische Observatorium von Cabo Verde erklärt den Ausbruck für beendet. Seit 08. Februar haben keine Ereignisse mehr stattgefunden, die als Zeichen eines aktiven Vulkans interpretiert werden können.

Diese Zusammenschau basiert auf den lokalen Agenturmeldungen in Cabo Verde, die in erster Linie via Fogonews recherchiert wurden. Sie enthalten oft Wiederholungen, Fehlinformationen (die später korrigiert werden), sowie Unklarheiten in der zeitlichen Abfolge. Für die Richtigkeit der Zusammenschau kann daher keine Gewähr übernommen werden.