CD Produktion

Dokumentation der traditionellen Musik von Cabo Verde

Projektphase II

Produktion von CDs mit kapverdianischen Musikern

Die Sprache der Musik wird weltweit verstanden – Musik ist eines der besten Mittel, fremde Kulturen zugänglich zu machen. Neben Konzerten mit kapverdischen Künstlern in Vorarlberg hat sich Nos ku Nhos zur Aufgabe gemacht, traditionelle Musik von Cabo Verde zu dokumentieren. Aus Musikaufnahmen mit einem mobilen Tonstudio sind inzwischen mehrere CDs entstanden.

Projektziele

Erstes Projektziel ist der kulturelle Austausch, also die Erhöhung der Publizität der kapverdianischen Musik in Österreich und auf der ganzen Welt.

Das Projekt soll zur Gänze mit Sponsorgeldern finanziert werden, sodass der Reinerlös aus dem Verkauf der CDs anderen Vereinsprojekten zufließen kann.

Projektablauf

Im Sommer 2007 werden zwei Vereinsmitglieder mit einem mobilen Aufnahmestudio die Republik Cabo Verde bereisen, um dort live-Aufnahmen von ortsansässigen Künstlern zu machen. Als Aufnahmeorte dienen das Musiklokal „Quintal de Musica“ in Praia (Hauptstadt der Republik Cabo Verde auf der Insel Santiago), sowie verschiedene Lokalitäten in Cha das Caldeiras (Insel Fogo).

Bis zum Herbst 2007 werden aus dem Material zwei bis drei komplette CDs in einer Auflage von je 1.000 Stück gefertigt. Der Vertrieb erfolgt über den Verein als Produzenten selbst sowie über verschiedene Vertriebspartner in mehreren Ländern. Der Reinerlös aus dem Verkauf der CDs kommt ausschließlich dem Verein „Nos ku Nhos“ zugute.

Musikaufnahmen auf Fogo und Santiago

Vereinsobmann Klaus Zimmermann reiste im Juli 2007 für drei Wochen nach Cabo Verde mit dem Ziel, die Musik der Inseln Fogo und Santiago zu dokumentieren und auf CD in Österreich bekannt zu machen. Begleitet wurde er von Tontechniker Robin Gillard, der ein mobiles Aufnahmestudio mitbrachte. Klaus und Robin machten durchwegs Live-Aufnahmen bei Konzerten im Freien oder in kleinen Lokalen bei stark schwankendem Besuch.

Zwei Wochen widmeten Klaus und Robin den Musikern der Insel Fogo. Die Aufnahmen entstanden fernab der grossen Ortschaften in dem kleinen Dorf Cha das Caldeiras. An der Schnittstelle zwischen den beiden Ortsteilen Portela und Bangaeíra liegt das Lokal von Ramiro Montrond. Jeder Vulkantourist kennt ihn, denn dort bietet sich die erste Gelegenheit, nach der Ersteigung des Pico de Fogo Flüssigkeit aufzutanken. Ramiro und seine Freunde sind begnadete Musiker, und sie spielen wann immer sie dazu Lust haben in wechselnder Besetzung. Ihre Musik auf Tonträger zu konservieren, war eines der Hauptanliegen von Klaus. Daneben sollen junge Künstler gefördert werden, die anders kaum Möglichkeiten haben, ausserhalb ihrer Heimat bekannt zu werden. Und nicht zuletzt hat unser Freund Timas, der Lehrer von Cha das Caldeiras, für „Nos ku Nhos“ eine Vereinshymne komponiert, die ebenfalls bald auf CD erhältlich sein soll.

Die Aufnahmen erfolgten unter schwierigsten Bedingungen: In Cha das Caldeiras existiert kein öffentliches Stromnetz, und der Strom für die Musikaufnahmen musste mittels Benzinaggregat vor Ort erzeugt werden.

Auch in der dritten Woche in der Hauptstadt Praia bildete die Stromversorgung eines der Hauptprobleme. Das öffentliche Netz ist schwach und unbeständig, sodass Spannungsschwankungen abgepuffert werden mussten. Während auf Fogo die Musikstile Morna und Coladera vorherrschen, die stark portugiesisch geprägt sind, ist die Musik von Santiago afrikanischer.

In Praia stellten sich auch namhafte Künstler in den Dienst der guten Sache: To Alves etwa, der schon mit Cesaria Evora – der Grande Dame kapverdianischer Musik – gespielt hat und in den USA sehr bekannt ist, oder Bitori nha Bibinha, einer der anerkanntesten Vertreter des Funaná. Seine traditionelle Musik wird von zwei Instrumenten geprägt: Akkordeon („Gaita“) und Winkeleisen („Ferrinho“). Da in der Kolonialzeit Trommeln verboten waren (aus Angst, durch sie könnten die Sklaven geheime Botschaften austauschen), mussten sich die Musiker anders behelfen. Mittels geriffeltem Winkeleisen und Messer wird nun der Rhythmus geschlagen. Trotz seines hohen Bekanntheitsgrades kann Bitori nha Bibinha – wie fast alle kapverdianischen Künstler – von der Musik allein nicht leben. Als Stadtgärtner in Praia ernährt er seine mehrköpfige Familie.

Ein weiterer Aufnahmetag galt den „Batucaderas raiz de Tarrafi“. Diese Tanzgruppe aus Tarrafal entstand unter der Leitung von Fatima Costa als Sozialprojekt für junge, alleinstehende Frauen. Batuco ist ein typisch afrikanischer Tanz, der bei völliger Ruhe des Oberkörpers aus der Hüfte heraus getanzt wird. Auch er wird – neben Gesang – von einem improvisierten Schlaginstrument begleitet: Ein Kunststoffsack wird mit anderen Einkaufstaschen, Stoffresten und Kleidungsstücken prallvoll gestopft, zwischen die Schenkel gepresst und geschlagen.

Der Erlös aus dem Verkauf der CDs soll dem Hauptprojekt von „Nos Ku Nhos“ zugute kommen: der Wiedereröffnung des Sanitätspostens in Cha das Caldeiras. Daher verzichten die Musiker auf eine Gage für den Konzertmitschnitt. Sie alle stellten ihr Kunst ehrenamtlich zur Verfügung mit dem Ziel, damit ihren Landsleuten, ihren Freunden und Bekannten zu helfen. „Nos Ku Nhos“ ist allen Musikern sowie allen, die diese Aufnahmen ermöglicht haben – allen voran Dona Ália vom „5al da Musica“ – zu grossem Dank verpflichtet.

Die Konzertmitschnitte werden von Ekkehard Breuß im Studio nachbearbeitet. Ist die Auswahl für die CDs getroffen, müssen die Urheberrechte der einzelnen Stücke geklärt werden, bevor die Tonträger in einer Kleinauflage produziert werden können.

Fortschritte bei der CD-Produktion

Im Jahr 2007 nahm der Tontechniker Robin Gillard (Wien) für den Verein „Nos ku Nhos“ Livemusik verschiedener Künstler in Cabo Verde auf. Die Aufnahmen sollen in eine CD-Produktion münden, die dem Verein Gelder für Umbau und Betrieb des Sanitätspostens in Cha das Caldeiras einbringen soll. Zusätzlich wurden einige Liveauftritte kapverdianischer Künstler in Vorarlberg mitgeschnitten, auch dieses Material kann für die CD-Produktion verwendet werden.

Drei Wochen lang war Robin Gillard, seine Familie und Klaus Zimmermann („Nos ku Nhos“) mit mobilem Mischpult, einem Apple-Notebook, etlichen Mikrofonen und Stromverteilern in Cabo Verde unterwegs. Als Stromquelle diente bei den Aufnahmen öfters ein möglichst weit entfernt aufgestellter Benzingenerator. Nicht alle Generatoren kamen mit dem Mischpult klar, nicht alle Künstler mit der Verkabelung.

Ekkehard Breuss (Tonstudio Eckmann, Rankweil) hat im Jahr 2010 die mit Mobilstudio aufgenommenen Tonspuren professionell zu qualitativ hochwertigen CD-Aufnahmen umgewandelt. Er unterstützt den Verein auch bei der geplanten Produktion der CDs.

Die Produktion der CDs soll über Sponsorengelder finanziert werden, dafür wurde bereits ein Basiskonzept erstellt. Wichtig für die Kostenkalkulation ist die Klärung der Urheberrechte der Kompositionen und Texte. Nach eingehenden Gesprächen mit Künstlern und Musikexperten konnte eine geeignete Vorgangsweise abgeklärt werden. Eine Registrierung möglichst vieler beteiligter Musiker soll angestrebt werden. Dies erhöht zwar die Produktionskosten, doch werden mit diesen Mitteln dann die Künstler selbst versorgt. Eine Künstlervereinigung ähnlich der AKM in Österreich wurde auch in Cabo Verde etabliert, zeigt derzeit allerdings noch einige Schwächen.

Beteiligte Musiker
  • Bitori nha Bibinha (Santiago, Praia): Der Altmeister des Funana ist Gartenarbeiter für die Stadt Praia. Oft reicht das Geld nicht, um seine Familie ausreichend zu versorgen. 2009 war er nach einer Dengue-Erkrankung gleich wieder auf der Bühne, um für eine Anti-Aids-Kampagne zu spielen. Jeder Funana-Musiker auf Santiago kennt und spielt seine Musik, er selbst wird in zahlreichen Liedern besungen. Nos ku Nhos verfügt über ausreichend Tonmaterial, um eine eigene CD mit Liedern des prominenten Musikers zu produzieren.
  • Batucaderas (Santiago, Tarrafal): Ein Projekt für alleinstehende Frauen in Tarrafal und Umgebung, geleitet von der Restaurantbesitzerin Fatima Costa, beinhaltet auch gemeinsames Musizieren. Batucu ist angesagt, ein Sprechgesang von Frauen mit Trommeln und artistischen Tanzeinlagen, die mit teils spöttischen Texten Alltagsgeschichten erzählen. Auch das in Tarrafal aufgenommene Material reicht für eine ganze CD. Diese soll gemeinsam mit Fatima Costa und ihrer Organisation produziert werden.
  • Zequinha Magra (Santiago, Praia): Der „kleine magere José“ ist ein Gitarrist ersten Ranges. Er bearbeitet traditionelle kapverdianische Musik mit Jazzelementen. Unterstützt wird er vom französischen Saxofonisten Alain, der sich vor zwei Jahren in Cabo Verde niedergelassen hat. Im Jahr 2010 hat Zequinha seine erste CD veröffentlicht und sich als Künstler registrieren lassen. Die 2007 für „Nos ku Nhos“ aufgenommenen Instrumentalnummern müssen hinsichtlich ihrer Urheberschaft geprüft werden, seine Eigenkompositionen stellt uns der Künstler jedenfalls alle zur Verfügung! (Impressom – Zequinha Magra)
  • Pais e Fils de Montrond (Fogo, Cha das Caldeiras): Jozinho, Ramiro, Jovinal und Isandro musizieren täglich in Ramiros Kneipe in Cha das Caldeiras. Touristen hören die Musik nach dem Abstieg vom Vulkan – treten näher – und sind bald ziemlich berauscht. Doch die Musik ist weit mehr: Sehr alte traditionelle Musik mit sehr vielen Nebentönen, zu deren Verständnis ein Europäer doch etwas genauer hinhören muss. Ramiros Musik ist damit tatsächlich „traditionell“, wenn auch erst die Bearbeitung durch den Geigen- und Gesangsvirtuosen Jozinho zum Kunststück erhoben. Dank Ekkehards guter Bearbeitung liegen die Lieder in bester Tonqualität vor, Material für mehr als eine CD ist vorhanden.
  • Tres irmaoes do Portela (Fogo, Cha das Caldeiras): Antonio (Cavaquinho, Gitarre und Gesang), Luiz (Akkordeon) und Samuel (Gitarre) sind drei Brüder, zwei davon sind Tischler, der andere Fahrer und Landwirt. Leider finden sie nur selten zusammen, alle haben Familie, jeder wohnt mittlerweile in einem anderen Ort. Der 2007 in der Casa Monte Amarelo gefertigte Livemitschnitt bietet etwas jüngere, aber auch vorwiegend traditionelle Hausmusik. Die Titel sind noch in Arbeit.
  • Ze, Camillo e Tuca – Tres homems do Campo (Fogo, Cha das Caldeiras): Lyrisch und kritisch sind die Lieder dieser drei Männer – aktuelle Geschichten aus Cha das Caldeiras. Tuca fallen immer wieder geniale Textzeilen für Liedertexte ein. Die Titel sind noch in Arbeit.
  • Timas (Fogo, Cha das Caldeiras): Seine Stimme, seine Lieder und seine elektronisch bearbeitete traditionelle Musik hat auf Fogo Furore gemacht. Ein autobiografischer Text von Tuca, gesungen von Timas, ist seit einem Jahr der absolute Renner auf Fogo. Von Timas gibt es sehr viel Tonmaterial, deren akustische Qualität muss erst geprüft werden.
  • To Alvez (Santiago, Praia): „Pa pobri ki bu e“ ist ein lyrisches Lied über die Insel Fogo. Er hat es gemeinsam mit Michel Montrond geschrieben und getextet. Er hat sich 2007 eigens einen Nachmittag Zeit genommen, um das Lied für uns einzuspielen. Michel will dieses Lied als Studioaufnahme in den kommenden Monaten auf CD präsentieren. Beide haben einer Veröffentlichung der Version von To Alvez für „Nos ku Nhos“ zugestimmt. To Alvez ist lange Jahre als Bandmitglied von Cesaria Evora durch die Welt getourt. Jetzt befasst sich der charismatische Komponist und Texter, Sänger und Instrumentalist weit ruhiger mit seinen eigenen Liedern. Demnächst erscheint seine zweite CD, er selbst befindet sich eben auf einer zweiwöchigen Schiffsreise nach Brasilien, auf der er vier Konzerte geben wird.
    To konnte uns viel über die in Cabo Verde neu gegründete Musikergewerkschaft erklären, auch wie wir selbst damit praktisch umgehen können.
  • Michel Montrond (Fogo, Estancia Rochas): Bereits als Koautor eines Liedes von To Alvez bekannt, tourte Michel Montrond 2009 mit der deutschen Band Conjunto Criolo durch Deutschland und Österreich. Die beiden Konzerte für „Nos ku Nhos“ in Dornbirn und Bad Laterns waren sehr erfolgreich. Michel hat „Nos ku Nhos“ die Genehmigung zur Veröffentlichung seiner Eigenkompositionen aus dem Dornbirner Konzert erteilt. Er will in den kommenden Monaten eine CD produzieren und dann wieder eine Tour planen.
  • Markus Leukel (Sao Vicente, Mindelo): Der 2010 aus Deutschland nach Cabo Verde ausgewanderte Profimusiker Markus Leukel begleitete mit seiner Formation „Conjunto Criolo“ im Jahr 2009 Michel Montrond und die Estrelas do Fogo auf ihrer Europatour. Mittlerweile unterrichtet der Schlagzeuger und Perkussionist auf der Musikakademie in Mindelo. Am 29.10.2010 begleitete er in einem Strandcafe einen Vokalakrobaten, mit dem er zuvor noch nie zusammengearbeitet hatte. Das Konzert war sensationell! Markus will 2011 im Sommer wieder eine Mitteleuropa-Tour machen, welche Sänger ihn begleiten, ist noch offen.
  • Weitere Livemitschnitte verschiedender Künstler, aufgenommen in Cabo Verde und Österreich, sind verfügbar. Deren Auswertung für eine etwaige Verwendung in Samplern wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.