Vereinsobmann Klaus Zimmermann reiste im Juli 2007 für drei Wochen nach Cabo Verde mit dem Ziel, die Musik der Inseln Fogo und Santiago zu dokumentieren und auf CD in Österreich bekannt zu machen. Begleitet wurde er von Tontechniker Robin Gillard, der ein mobiles Aufnahmestudio mitbrachte. Klaus und Robin machten durchwegs Live-Aufnahmen bei Konzerten im Freien oder in kleinen Lokalen bei stark schwankendem Besuch.

Zwei Wochen widmeten Klaus und Robin den Musikern der Insel Fogo. Die Aufnahmen entstanden fernab der grossen Ortschaften in dem kleinen Dorf Cha das Caldeiras. An der Schnittstelle zwischen den beiden Ortsteilen Portela und Bangaeíra liegt das Lokal von Ramiro Montrond. Jeder Vulkantourist kennt ihn, denn dort bietet sich die erste Gelegenheit, nach der Ersteigung des Pico de Fogo Flüssigkeit aufzutanken. Ramiro und seine Freunde sind begnadete Musiker, und sie spielen wann immer sie dazu Lust haben in wechselnder Besetzung. Ihre Musik auf Tonträger zu konservieren, war eines der Hauptanliegen von Klaus. Daneben sollen junge Künstler gefördert werden, die anders kaum Möglichkeiten haben, ausserhalb ihrer Heimat bekannt zu werden. Und nicht zuletzt hat unser Freund Timas, der Lehrer von Cha das Caldeiras, für „Nos ku Nhos“ eine Vereinshymne komponiert, die ebenfalls bald auf CD erhältlich sein soll.

Die Aufnahmen erfolgten unter schwierigsten Bedingungen: In Cha das Caldeiras existiert kein öffentliches Stromnetz, und der Strom für die Musikaufnahmen musste mittels Benzinaggregat vor Ort erzeugt werden.

Auch in der dritten Woche in der Hauptstadt Praia bildete die Stromversorgung eines der Hauptprobleme. Das öffentliche Netz ist schwach und unbeständig, sodass Spannungsschwankungen abgepuffert werden mussten. Während auf Fogo die Musikstile Morna und Coladera vorherrschen, die stark portugiesisch geprägt sind, ist die Musik von Santiago afrikanischer.

In Praia stellten sich auch namhafte Künstler in den Dienst der guten Sache: To Alves etwa, der schon mit Cesaria Evora – der Grande Dame kapverdianischer Musik – gespielt hat und in den USA sehr bekannt ist, oder Bitori nha Bibinha, einer der anerkanntesten Vertreter des Funaná. Seine traditionelle Musik wird von zwei Instrumenten geprägt: Akkordeon („Gaita“) und Winkeleisen („Ferrinho“). Da in der Kolonialzeit Trommeln verboten waren (aus Angst, durch sie könnten die Sklaven geheime Botschaften austauschen), mussten sich die Musiker anders behelfen. Mittels geriffeltem Winkeleisen und Messer wird nun der Rhythmus geschlagen. Trotz seines hohen Bekanntheitsgrades kann Bitori nha Bibinha – wie fast alle kapverdianischen Künstler – von der Musik allein nicht leben. Als Stadtgärtner in Praia ernährt er seine mehrköpfige Familie.

Ein weiterer Aufnahmetag galt den „Batucaderas raiz de Tarrafi“. Diese Tanzgruppe aus Tarrafal entstand unter der Leitung von Fatima Costa als Sozialprojekt für junge, alleinstehende Frauen. Batuco ist ein typisch afrikanischer Tanz, der bei völliger Ruhe des Oberkörpers aus der Hüfte heraus getanzt wird. Auch er wird – neben Gesang – von einem improvisierten Schlaginstrument begleitet: Ein Kunststoffsack wird mit anderen Einkaufstaschen, Stoffresten und Kleidungsstücken prallvoll gestopft, zwischen die Schenkel gepresst und geschlagen.

Seinen Aufenthalt in Praia nutzte Klaus auch zu einem Treffen mit Terezinha Araújo, einer guten Freundin unseres Verein. Ihr Konzert in der inatura ist uns allen in guter Erinnerung, und sie freut sich schon auf ihren nächsten Auftritt in Dornbirn. Terezinha und ihre Musiker zeigten grossen Interesse an unserem Projekt, hilft es doch Cabo Verde und seine Kultur in Österreich etwas bekannter zu machen, und gleichzeitig die medizinische Versorgung in Cha das Caldeiras zu verbessern.

Denn der Erlös aus dem Verkauf der CDs soll dem Hauptprojekt von „Nos Ku Nhos“ zugute kommen: der Wiedereröffnung des Sanitätspostens in Cha das Caldeiras. Daher verzichten die Musiker auf eine Gage für den Konzertmitschnitt. Sie alle stellten ihr Kunst ehrenamtlich zur Verfügung mit dem Ziel, damit ihren Landsleuten, ihren Freunden und Bekannten zu helfen. „Nos Ku Nhos“ ist allen Musikern sowie allen, die diese Aufnahmen ermöglicht haben – allen voran Dona Ália vom „5al da Musica“ – zu grossem Dank verpflichtet.

Um in einem Lokalaugenschein einen Voranschlag für die dringlichsten Sanierungsmassnahmen zu erstellen, stattete Klaus auch dem (zukünftigen) Sanitätsposten einen Besuch ab. Kontakte konnten zu einem portugiesischen Krankenpfleger geknüpft werden, der uns seine Unterstützung zugesagt hat. Auch die italienische Entwicklungshilfe, die schon seit längerem ausserhalb des medizinischen Bereichs in Cha das Caldeiras tätig ist, zeigt grosses Interesse an einer Zusammenarbeit.

Durch eine schwere Erkrankung von Klaus läuft die Vereinsarbeit derzeit nur sehr eingeschränkt. Den Sanitätsposten hoffen wir mit Jahreswechsel eröffnen zu können. Die Konzertmitschnitte werden von Ekkehard Breuß im Studio nachbearbeitet. Ist die Auswahl für die CDs getroffen, müssen die Urheberrechte der einzelnen Stücke geklärt werden, bevor die Tonträger in einer Kleinauflage produziert werden können.