Das dritte Vereinsjahr verlief für „Nos ku Nhos“ gleichermassen hektisch wie beschaulich – typisch kapverdianisch eben! Gespräche zur Überwindung bürokratischer Hindernisse vor Ort prägten das Geschehen ebenso, wie Konzerte in Dornbirn. Beginnen wir mit letzteren:

Eine Gelegenheit zur öffentlichen Präsentation des Vereins bot sich um die Jahresmitte im Rahmen der Dornbirner „WELTumWELTwoche 2009“. Unter dem Titel „Tanz auf dem Vulkan“ stellte am 06. Juni Georg Friebe in der inatura die „feurige Inselgruppe“ vor, bevor Klaus Zimmermann die Anliegen von „Nos ku Nhos“ erläuterte. Anschliessend spielte „Brasileno“ – die Band von ORF-Wettermacher Robert Rader – brasilianische Rhythmen. Leider brachte die Veranstaltung nicht die erhoffte Breitenwirkung. Woran auch immer es gelegen haben mag: Die Besucher waren fast ausschliesslich Vereinsmitglieder.

Kapverdische Musik der besonderen Art wurde im Juni geboten. Der deutsche Schlagzeuger Markus Leukel brachte sehr unterschiedliche Musiker nach Dornbirn. Die „Estrelas do Fogo“ sind fixer Bestandteil in den in den „Festas da Bandeira“, einer religiösen wie weltlichen Festwoche. Michèl Montrond hingegen war in seiner Heimat DER „shooting Star“. Begleitet wurden sie von vier Musikern aus Deutschland. Ihr Besuch im Ländle begann gemütlich mit einem Konzert im privaten Rahmen in „Gabriels Cucina“. Dass Hausherr Gabriel Venturiello in der Hektik seines Sommerfestes auf die Werbung für diese Konzert vergessen hatte, tat der Stimmung keinen Abbruch. Der Rum von „Moses“ ist zwar kein Grogue, unterstrich aber die südliche Stimmung an diesem lauen Frühsommerabend. Gabriel kommentierte später: „Die beste Band, die je in meinem Lokal gespielt hat“. „Moses-Rum“ gab es auch an den beiden kommenden Tagen als kleines Dankeschön für die Konzertbesucher in der inatura und im Gasthof Bad Laterns. Prominenten Besuch konnten wir in der inatura begrüssen. Der Honorarkonsul von Cabo Verde, Dipl. Ing. Wolfgang Meixner, nutzte seine Anwesenheit anlässlich der Eröffnung der Bregenzer Festspiele, um sich persönlich von den Aktivitäten von „Nos ku Nhos“ ein Bild zu machen. Er genoss das Konzert ebenso wie sein „Amtskollege“ Peter Fitz (Honorarkonsul von Thailand). Wolfgang Meixner begleitete uns und die Musiker auch ins Landhaus, wo wir die Anliegen des Vereins vorstellten. Der zuständige Sachbearbeiter Gerhard Hagen begrüsst unsere Initiative und steht unserem Konzept wohlwollend gegenüber. Dasselbe Programm, und doch zwei völlig unterschiedliche Konzerte. Dies war vor allem dem Föhn zu verdanken. Am wohl wärmsten Juniabend in der Laternser Bergwelt konnte das Konzert im Freien stattfinden – ein unwiederholbares Erlebnis, nicht zuletzt deshalb, weil Michèl Montrond inzwischen sich einer Adventisten-Gruppe angeschlossen und der Musik völlig entsagt hat.

 

Vereinsangelegenheiten in Cabo Verde regeln wollte Obmann Klaus Zimmermann anlässlich seines Besuches auf den Inseln im Herbst. Trotz widrigster Umstände konnte er einiges erledigen. Um die Rahmenbedingungen seiner Aktivitäten besser zu verstehen, sei folgender Exkurs erlaubt:

Die Regenzeit 2009 war sehr unterschiedlich ausgefallen. Auf Sao Nicolau starben mehrere Menschen nach Unwettern, Straßen und Häuser wurden zerstört. Auch auf Santiago gab es Verkehrsprobleme aufgrund anhaltenden Starkregens. Auf Fogo hingegen fiel die Regenzeit schwach aus. In Cha das Caldeiras füllte der Regen die Zisternen nur teilweise, in der Gegend um Sao Filipe verdorrten die Pflanzen auf den Feldern. Ende Oktober zerstörte ein früher Frost in Cha das Caldeiras Teile der Ernte. Um wenigstens einen Teil davon zu retten, mussten Bohnen, Mais und Kartoffeln möglichst rasch eingebracht werden. Für chaotische Zustände sorgte aber eine bisher in Cabo Verde unbekannte Krankheit. Im September trat erstmals in der Geschichte des Landes Dengue-Fieber auf. Während nicht infizierte Tigermücken als potentielle Überträger schon lange in Cabo Verde heimisch waren, wurde der Erreger des Dengue-Genotyp III aus Brasilien eingeschleppt. Im Schatten gross angelegter Kampagnen gegen die Schweinegrippe blieb das Problem längere Zeit fast unbemerkt. Im Laufe des Oktobers erreichte die Dengue-Welle ihren Höhepunkt. Bis Ende 2009 wurden mehr als 21.000 Fälle registriert, davon 174 Fälle mit hämorrhagischem Fieber, an dem 4 Menschen starben. Alleine in der Hauptstadt Praia erkrankten mehr als 8% der Bevölkerung, in Sao Filipe waren es mehr als 7%. Neben Santiago und Fogo waren auch Maio und Brava von der Epidemie betroffen. Die nördlichen Inseln blieben verschont. In groß angelegten Aktionen wurde die Bevölkerung im Umgang mit dieser Krankheit geschult. Als erste Maßnahme gegen die Ausbreitung der Mücken wurde der Müll – zuerst nur von Schülern, dann aber auch durch das Militär – gesammelt und verbrannt. Als Brutstätte der Mückenlarven wurden dann auch Zisternen und andere Wasserstellen mit Gift behandelt. Dengue-Patienten wurden auf allen betroffenen Inseln in Zeltlagern und Notaufnahmestationen behandelt. Als Zentrale diente ein Krankenhaus in Achada San Antonio, einem Stadtteil von Praia. Das öffentliche Leben kam zum Erliegen. Auch zahlreiche Prominente erkrankten an Dengue: Der Premierminister, der Finanzminister und viele Beamte des Finanzministeriums, der Bezirkshauptmann von Sao Filipe, der Amtsarzt von Fogo, sowie die Künstler Bitori und Nho Nani. Internationale Hilfsorganisationen (u.a. Ärzte ohne Grenzen, AMI) sowie französische Truppen aus dem Senegal beteiligten sich an der Eindämmung der Epidemie. Auch die kapverdianische Regierung selbst hat rasch und effizient reagiert. Anfang Dezember war die Epidemie am abklingen, und nur noch wenige Neuerkrankungen waren zu verzeichnen.

Aufgrund zahlreicher Erkrankungen und der Mobilisierung weiter Bevölkerungsschichten war es für Klaus Zimmermann fast unmöglich, Gespräche mit Verantwortlichen zu führen. Dennoch konnte für Nos ku Nhos einiges erreicht werden.

Mehrere Gespräche mit der Vereinsbehörde verliefen durchaus erfolgreich. Für die Eintragung des Vereins fehlen lediglich ein Sitzungsprotokoll und ein amtliches Schreiben, das die Aufgaben der beiden Geschäftsführer in Cabo Verde festlegt. Joaquim Correia wird diese Papiere vorbereiten und nach Österreich schicken. Nach der Ausarbeitung der Dokumente durch die Vereinsleitung sollte er den Verein selbst problemlos anmelden können.

Stand ursprünglich nur die Renovierung des bestehenden Sanitätsposten in Cha das Caldeiras zur Diskussion, so wurden nun im Auftrag der Bezirkshauptmannschaft Cova Figueira von einer italienischen Architektin Pläne für eine komplette Neugestaltung erstellt. Dieses Projekt kann allerdings nicht von den lokalen Behörden finanziert werden. Die Kosten übersteigen auch die Möglichkeiten unseres Vereins. Daher wurde vereinbart, das Projekt zu modifizieren und eine neue Kostenkalkulation zu erstellen. Entsprechende Planungsgrundlagen wurden an Josezinho Fernandes-Montrond und Klaus Zimmermann übergeben. Josezinho sollte in den kommenden Monaten die Adaptionen vornehmen und mit seinem Vater die Kostenkalkulationen durchführen.

Im persönlichen Gespräch beteuerte der Leiter der Agrargemeinschaft, Rosandro „Cacuca“ Monteiro, grosses Interesse an unserem Vorhaben und sicherte zu, das Projekt mit Transporthilfen und Arbeitsleistungen zu unterstützen. Finanzielle Beiträge wird die Agrargemeinschaft jedoch nicht leisten können. Die Zusammenarbeit mit dieser anerkannten Kooperative vor Ort hilft, das Projekt in der Bevölkerung zu verankern.

Der Gesundheitsbeauftragte von Fogo, Dr. Mario Sena, war aufgrund der Dengue-Epidemie mit Arbeit eingedeckt und nicht erreichbar, bis er dann selbst an dem Fieber erkrankte. Nach seiner Genesung unterstrich er im Gespräch mit Klaus Zimmermann die große Bedeutung der Etablierung eines Sanitätspostens in Cha das Caldeiras, auch vor dem Hintergrund der grassierenden Krankheit. Dabei betonte er, dass die durch die Epidemie entstandenen Budgetlöcher im Gesundheitsministerium in nächster Zeit kaum zu stopfen sein werden. Umso dringender werde ausländische, sprich unsere Hilfe benötigt, um den Sanitätsposten zu reaktivieren. Er zeigte sich erfreut über die Entwicklungen uns sicherte uns seine volle Unterstützung zu. Ziel müsse auf Dauer auch sein, eine voll ausgebildete Krankenschwester permanent in Cha das Caldeiras im Einsatz zu haben.

Bislang wurde daran gedacht, die gut ausgebildete Sanitätsgehilfin Olivia Montrond im Sanitätsposten zu beschäftigen. Sie arbeitet seit einiger Zeit notfallmäßig dort. Allerdings hat Olivia leider selbst große gesundheitliche Probleme und kann die an sie gestellten Anforderungen nur teilweise erfüllen. Von den Behörden wurde mittlerweile der Wunsch ausgesprochen, künftig eine voll ausgebildete Krankenschwester in Cha das Caldeiras zu beschäftigen. Allerdings konnte bislang niemanden gefunden werden, der diese harte und schlecht bezahlte Arbeit abseits der Städte übernehmen will. Doch inzwischen gibt es eine Kandidatin: Ester Fernandes, eine junge Tante von Olivia aus Cha das Caldeiras, hatte schon vor einigen Jahren den Sanitätsposten betreut, musste ihre Arbeit dann aber mangels Bezahlung einstellen. Im Oktober hat sie die Aufnahmeprüfung an einer internationalen Schwesternschule in Praia geschafft. Sie wäre bereit, nach Ende ihrer Ausbildung die Betreuung des Sanitätspostens zu übernehmen.

Nach Rückkehr von Klaus Zimmermann hat daher der Vereinsvorstand von „Nos ku Nhos“ beschlossen, die Ausbildung der jungen Frau finanziell zu unterstützen. Dabei soll vorab vertraglich festgelegt werden, dass sie nach Abschluss der dreijährigen Schule ihre Arbeit in Cha das Caldeiras aufnehmen wird. Diese Vorgangsweise ist natürlich auch mit der Gesundheitsbehörde abzustimmen.

Anfang Dezember rief „Nos ku Nhos“ nochmals zu einem Konzert in die inatura. Blues-Legende spielte solo für unseren Verein und verzichtete dabei auf jegliches Honorar! Klassiker wie „Room to move“ erklangen ebenso in alter Frische wie eine Blues-Version des Kufsteinliedes oder der „Säbeltanz“ von Aram Chatschaturjan. Auf einer verkleinerten Version seiner legendären „Bluesmaschine“ („Die kleinste Big Band der Welt“) würgte er gleichzeitig die Gitarre und bediente das Schlagzeug, während er zu all dem sang oder auf der Mundharmonika für fetzigen Sound sorgte. Begeistert waren Quereinsteiger wie eingefleischte Batruel-Fans aber auch vom Film „Blues ischt mi Leaba“, in dem Simon Adamek die Geschichte dem „Urgesteins des Rock in Vorarlberg“ ein Denkmal gesetzt hat. In der eindrucksvollen Dokumentation von Walter Batruels kompromissloser und leidenschaftlicher Hingabe zur Musik erinnert er sich mit ehemaligen Weggefährten wie Reinhold Bilgeri und Michael Köhlmeier an eine aufregende gemeinsame Zeit – eine perfekte Einstimmung auf das Konzert!

„Nos ku Nhos“ dankt Walter Batruel herzlich für dieses Konzert! Unser Dank gilt selbstverständlich auch allen unseren Sponsoren und Förderern, ohne die unsere Arbeit nicht möglich wäre:

BAWAG – P.S.K., Dornbirn, Filialleiter Hr. Günter Thurnher | Ekkmann Sounds, Rankweil | Gabriels Cucina, Dornbirn | Gasthaus Bad Laterns | Gigasport, Filiale Dornbirn, Stadtmarkt | Hase & Kramer, Dornbirn | inatura-Restaurant | Inbau | Hotel Krone, Dornbirn | Markus Leukel & Conjunto Creolo | Moses Kost-Bar, Dornbirn | | Egon Pfifer Vermögensberatung, Rankweil | Sanitätshaus Mayer, Dornbirn | Seminarhaus fibe, Laterns | Spiegel Parkett; Dornbirn | Sutter Optik; Dornbirn | Stadt Dornbirn – Kultur | Land Vorarlberg | Jo „Jamata“ Auer, Freischaffender Künstler | sowie mehreren anonymen Spendern !