Der Vulkan hat sich längst wieder beruhigt, und dennoch bestimmt er weiterhin das Leben der (ehemaligen) Bewohner von Chã das Caldeiras. Um sich ein Bild von der Situation in den Lagern und in der Caldeira zu machen, verbrachten Klaus und Gerda zu Jahresbeginn einige Tage auf Fogo.

In den reaktivierten Notunterkünften des 1995er-Ausbruchs hat sich die Lage kaum verändert. Die einst von den Politikern vor laufender Kamera in Aussicht gestellte, aber schon bisher nur sehr schleppende Sanierung der Gebäude stockt aufgrund bürokratischer Hindernisse. Hilfsgüter kommen weiterhin nicht bei den Bedürftigen an. Lediglich die Basisversorgung ist sichergestellt. Die Menschen fühlen sich im Stich gelassen. Da das Leben in den Camps keine Zukunftsperspektive bietet, haben sich etliche Menschen über das Bauverbot in der Caldeira hinweg gesetzt. Derzeit empfangen dort mindestens fünf Pensionen Gäste, zwei davon wurden völlig neu gebaut. Weitere Pensionen / Gebäude sind in Bau. Diese rege Bautätigkeit wird – obwohl offiziell illegal – von den Behörden stillschweigend toleriert. Die mehr als 100 Personen, die bereits wieder in der Caldeira leben, sind voll Optimismus und Tatendrang. Sie erbringen teils enorme Leistungen zur Schaffung von Baugrund: Maschinen stehen nicht zur Verfügung, fast alle Arbeiten erfolgen von Hand – sei es, dass die Zufahrtstraße eigenhändig wieder befahrbar gemacht wurde, der Grund geebnet wird, sei es, dass teilverschüttete Häuser wieder ausgegraben und bewohnbar gemacht werden.

Die politische Haltung zu Chã das Caldeiras ist weiterhin unbefriedigend: In der Vorwahlzeit hatten Klaus und Gerda Gespräche mit hochrangigen Vertretern beider Parteien geführt. Beide hatten signalisiert, das Bauverbot lockern oder ganz abschaffen zu wollen. Beide waren an einer künftigen Kooperation mit Nos ku Nhos sehr interessiert. Nachdem im Herbst wider Erwarten die Opposition an die Macht kam, hat sich das Blatt gewendet – oder eigentlich nicht: Von den Wahlversprechen wurde nichts umgesetzt, das Bauverbot besteht weiterhin, alles geht weiter wie zuvor. Der Bau eines neuen Dorfs außerhalb der Caldeira wäre zudem auch an der Unmöglichkeit, die dafür notwendigen Grundstücke zu erwerben gescheitert. Die nunmehrige Wiederbesiedelung der Caldeira hat diese Pläne nun endgültig zunichte gemacht.

Nos ku Nhos kann erst wieder aktiv werden, wenn sich die Regierung zu Chã das Caldeiras bekennt und die Menschen dort frei siedeln lässt.

Über ihre Eindrücke aus der Caldeira und die Aktivitäten des Vereins gaben Klaus und Gerda drei Interviews:

  • dem Nationalen Radio, Lokalredaktion Fogo
  • der Wochenzeitung „A Semana“
  • der nationalen Nachrichtenagentur Inforpress

Inhalt der Interviews war aber auch eine andere Vereinsaktivität: Im Herbst 2015 waren zwei weiter CDs von kapverdischen Musikern erschienen, die nun auf dieser Reise in Cabo Verde offiziell präsentiert wurden: Am 29. Jänner wurde die CD „Nos Mar“ von Dulce & Meka im Restaurant Avis in Praia vorgestellt, die CD „Simplicidade“ von Camilo Montrond Fontes folgte am nächsten Tag im selben Lokal. Vor allem bei der Präsentation von Dulce & Meka stellte sich sehr viel (Musik-) Prominenz ein, und die Veranstaltung wurde ein großer Erfolg.

Dulce & Meka hatten ebenfalls am 29. Jänner ihren Auftritt in der Show da Mahnã im nationalen Fernsehen. Die Fernseh-Präsentation von Camilo folgte am 1. Februar. In dieser Live-Show, die das gesamte lusophone Afrika erreicht (Senegal, Mozambique, Angola, Guinea-Bissau, São Tomé e Príncipe) berichteten Klaus und Gerda auch über die Aktivitäten von Nos ku Nhos.

Dulce gab ein weiteres Interview zur CD für das Journal do Domingo (Fernsehen). Klaus und Gerda unterhielten sich zwei Mal mit dem Musikkritiker Stivi Andrade, der für jede CD eine eigene Radiosendung gestaltet hat.

Dulce hatte ein weiteres Konzert in Kaku´s Space. Es war ihr erster Auftritt mit einer größeren Band – dies verlieh ihrer Stimme einen neuen Rahmen und offenbarte ein eigenes Klangerlebnis. I

m Rahmen ihres Kapverde-Aufenthalts besuchten Klaus und Gerda die Krankenschwester Ester, deren Ausbildung von Nos ku Nhos finanziert worden war. Ester war bei der Evakuierung von Chã das Caldeiras sehr aktiv. Arbeitslos wurde sie mit dem Untergang des Sanitätspostens aber nicht: Sie wurde vom Gesundheitsministerium in einem renovierten Sanitätsposten in Ponta Verde als Leiterin eingesetzt. Ihre ausgezeichnete Arbeit wird allerdings von der Tatsache behindert, dass ihre Dienstwohnung in den Sanitätsposten integriert ist. Eine strikte Trennung von öffentlichen Behandlungsräumen und ihrem Privatbereich ist nicht gegeben (Sanitärbereich; Küche = Labor etc.). Nichtsdestotrotz ist sie mit Freude n der Arbeit und geht mit ihren Anliegen auch an die Öffentlichkeit. Den Rest des Jahres haben Klaus und Gerda die Entwicklungen (& manchmal auch den Stillstand) auf Fogo mit erhöhter Aufmerksamkeit verfolgt.

In Rotterdam trafen sich Klaus und Gerda beim Sodade-Festival im Juni 2016 mit namhaften Musikern aus Cabo Verde.

Musik stand auch bei der Vereinsarbeit in Vorarlberg im Vordergrund. Am 7. Oktober stand der Altmeister des Funaná, Bitori nha Bibinha gemeinsam mit seinem früheren Sänger Chando Graciosa in der Kulturwerkstatt Kammgarn in Hard auf der Bühne. Chando Graciosa war mit seiner Band bereits im Jahr zuvor in der inatura zu Gast, wo er neben Funaná auch selbst komponierte Gospels sang. Mit Bitori nha Bibinha (dessen Musik in Cabo Verde jeder – vom Kind bis zum Greis – kennt) und Sänger Ginho Pitata hatte Nos ku Nhos eine CD produziert, die von Musikkritiker Stivi Andrade als eine der bedeutendsten Einspielungen kapverdischer Musik der letzten Jahre eingeschätzt wird. Die Europa-Tour von Bitori nha Bibinha war das erste große Revival seiner Zusammenarbeit mit Chando Graciosa seit den 1990er-Jahren, als diese Art von Musik entstand. Dass das Konzert in Hard ein voller Erfolg wurde, braucht nicht extra erwähnt zu werden. Besonderer Dank gebührt hier Benno Finkel, der das Ereignis durch Flughafen-Transfers unterstützte.

Im November hatte Nos ku Nhos ersten Kontakt mit Mag. Michael König, dem neuen Sachbearbeiter für Entwicklungszusammenarbeit in der Abteilung Regierungsdienste im Amt der Vorarlberger Landesregierung. Klaus und Gerda besuchten eine Informationsveranstaltung für Leute / Initiativen / Vereine, die Projekte in Entwicklungsländern betreiben. Dabei ergab sich auch Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit Aktiven in anderen Projekten.

Zum Schluss gilt es Dank zu sagen allen jenen Freunden und Förderern, die auch 2016 die Vereinsarbeit wieder maßgeblich unterstützt haben!