Land & Leute
Die Inselrepublik Cabo Verde liegt ca. 450 Kilometer vor der Westküste Afrikas im Atlantik. Die Inselgruppe besteht aus 15 Inseln, von denen neun bewohnt sind. Santo Antão, São Vicente, São Nicolau, Sal, Boa Vista und die unbewohnten Inseln Santa Luzia, Branco und Raso werden als Inseln über dem Wind (Ilhas do Barlavento) bezeichnet. Maio, Santiago, Fogo und Brava sowie die unbewohnte Inselgruppe der Ilhéus do Rombo bilden die Inseln unter dem Wind (Ilhas do Sotavento). Der Archipel hat eine Landfläche von 4033 km². Die Hauptstadt Praia auf Santiago zählt gut 100.000 Einwohner.
Der Archipel der Kapverden ist vulkanischen Ursprungs. Die Inseln liegen auf der nahezu ortsfesten Afrikanischen Platte, durch die sich ein Schlot aus dem Erdmantel wie ein Schweissbrenner „durchfrisst“. Die Aktivität des Kapverden-Hotspots reicht über einen Zeitraum von ca. 180 Mio. Jahren zurück. Seine Ausdehnung deutet auf eine tief sitzende Anomalie im Erdmantel hin.
Die höchste Erhebung der Kapverden ist mit 2829 m der Vulkankegel Pico de Fogo. Auch die schroffen Inseln im Nordwesten sind von den Resten von Vulkanen geprägt, während die älteren Inseln im Osten bereits stark abgetragen sind. Dort siedeln auf versunkenen Strandterrassen kalkige Rotalgen, deren von den Wellen zerriebene Ästchen weisse Sandstrände bilden.
Die Kapverdischen Inseln waren vor ihrer Entdeckung und Besiedlung durch Portugiesische Seefahrer unbewohnt. Die Besiedlung begann mit einer kleinen portugiesischen Militärstation 1461 auf der Hauptinsel Santiago sowie auf der Insel Fogo. 1532 wurde ein eigenständiges Bistum errichtet, und bald erhielt die Inselgruppe den offiziellen Status einer portugiesischen Kolonie.
Auf halber Strecke zwischen Europa und Brasilien gelegen, wurde Santiago zwischen 1500 und etwa 1620 eine wichtige Umschlags- und Versorgungsstation im transatlantischen Sklavenhandel. Nach Abschaffung der Sklaverei blieb der Archipel Zwischenstation für die Schifffahrt. Auch mit dem Aufkommen der Dampfschiffe behielt Cabo Verde seine Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt, und englische Kohlehandelsgesellschaften machten Mindelo zum viertgrößten Kohlehafen zur Versorgung der Schiffe. Erst im Zeitalter von Grossschiffen, die nicht mehr auf Versorgungsstationen angewiesen sind, versank der einst blühende Hafen in der Bedeutungslosigkeit.
Seit 1975 ist Cabo Verde eine unabhängige Republik. Auf den neun bewohnten Inseln leben gut 400.000 Menschen. Annähernd doppelt so viele Kapverdianer sind dauerhaft ausgewandert und leben in den U.S.A, in Brasilien, Portugal, den Niederlanden und in anderen Ländern. Die Nachfahren der Kolonialherren und ihrer (entlaufenen) Sklaven bilden den Hauptanteil der Bevölkerung. Aus der Durchmischung der Kulturen der europäischen Siedler und der afrikanischen Sklaven bildete sich eine neue, die kreolische Kultur. Die offizielle Amtssprache ist Portugiesisch. Die Nationalsprache hingegen ist das Kapverdische Kreol (Krioulo), das verschiedene Varianten besitzt.
Cabo Verde liegt in Verlängerung der Sahelzone im Atlantik. Einige Inseln sind reine Wüsteninseln. Nur wo sich an höheren Bergen die Passatwolken stauen, sind Niederschläge etwas häufiger. Nach wie vor zählt Cabo Verde zu den ärmsten Länder der Welt. Noch im 20. Jahrhundert sind aufgrund längerer Dürreperioden tausende Menschen verhungert. Mit internationaler Hilfe können derartige Katastrophen mittlerweile abgewendet werden. Doch gerade die medizinische Versorgung liegt nach wie vor im Argen.